Alle Jahre wieder heißt es Heiligabendlauf am Bärenfels und am frühen heiligen Morgen macht sich ein Haufen Laufverrückter auf die 8,5 km Runde durch den Wald, die entweder einmal oder fünfmal (Marathon) bewältigt werden muss.
Für mich war es dieses Jahr bereits das dritte Mal beim Heiligabendlauf am Bärenfels, und das 2. Mal auf der Marathon-Distanz. Nach dem Fehler im letzten Jahr, die erste Runde viel zu schnell anzugehen, wollte ich dieses Jahr cleverer laufen und so eben nicht einzubrechen und trotz der 1100 Höhenmeter unter 4 Stunden bleiben. Nach 2 stressigen Wochen und für meine Verhältnisse sehr wenigen Trainingskilometern fühlte ich mich am Heiligmorgen aber überhaupt nicht nach Bestzeit und ein zügiges Beenden der Distanz hätte mir schon gereicht. So wurde am Vorabend noch ein Plan geschmiedet, um den Puls nicht gleich auf die Spitze des Weihnachtsbaums zu treiben, um wenigstens fertig laufen zu können.
Vom Start weg lief es wider Erwarten richtig gut, und auch die lange Steigung bei km 1,5 kam mir nicht mehr so schlimm vor wie noch im Vorjahr. Aber nach den ganzen harten Läufen in den Alpen und den Vogesen auch kein Wunder! Noch besser lief es dann auf dem langen Abstieg, auf dem ich richtig Tempo machen konnte – ich liebe Downhills! So beendete ich die erste Runde bereits nach 45 Minuten, also 4 Minuten schneller als letztes Jahr! Nun hieß es, das Tempo zu halten oder zumindest nicht viel langsamer zu werden. Vergessen waren all die Bedenken vom Vorabend nicht, aber wenn es läuft…!?
Der Vorteil am Rundenlaufen ist, dass man immer genau im Blick hat, wo man sich im Feld gerade befindet. Auf dem Rückweg von der ersten Runde kamen mir die schnellen Läufer entgegen, die sich bereits auf der zweiten Runde befanden. Ich hielt nach der ersten Frau Ausschau, und da entdeckte ich sie auch schon: eine auffallend große, schlanke Blondine mit polangen Haaren kam mir entgegen und lächelte mich an. Wow, die war ja wirklich richtig schnell unterwegs! Nun wartete ich darauf, dass mir die 2. Frau entgegen kam, aber irgendwie kam da keine. Wahnsinn, ich bin auf Platz 2!
Beflügelt durch die Erkenntnis zweite Frau im Rennen zu sein, lief ich relativ konstant weiter und hatte bei jeder weiteren Runde immer wieder die schnelle Erste im Blick. Beim letzten „Treffen“ auf der Strecke dachte ich mir „Wow – das wird sicher eine 3:15er Zeit und damit hat sie einen Riesenabstand zur Zweiten, also mir. Wahnsinn.“
Am Ende meiner 5. Runde feuerten mich die anderen Läufer an, die mir entgegen kamen, eine sagte noch: „Das ist die Siegerin der Damen.“ „Nein, ich bin die zweite! So schnell bin ich nicht!“ gab ich zurück. Und damit war ich richtig froh: endlich einmal eine Platzierung, nicht immer nur der 4. Platz. Diesen undankbaren Platz hatte ich 2014 schon so oft und den Startschuss zu der Serie als Vierte gab 2013 wohl der Bärenfels.
So lief ich also ins Ziel – glücklich mit meiner tollen Platzierung und vor allem der Zeit, die mit 3:53:12 weit unter meiner Zielzeit von knapp unter 4 Stunden lag – ganze 32 Minuten schneller als im Jahr zuvor!
Im Ziel dann die Überraschung: man begrüßte mich als 1. Frau im Ziel! Jetzt war ich aber wirklich baff: was war mit der Blondine? Das war ein Mann, klärte man mich auf. Ein Mann? Wie jetzt? Ich die erste Frau? Wirklich eine gelungene Weihnachtsüberraschung – und so durfte ich mich bei der Siegerehrung über meinen 1. Pokal und einen 10 kg Sack Kartoffeln als Siegerprämie freuen – sowas gibt es eben nur am Bärenfels!
An diesem Lauf ist einfach alles kultig: die Startnummernausgabe in einer Unterführung, Wendepunkt ist ein ca. 1,80 m großer Nussknacker – und vor allem die tollen Lebkuchen-Medaillen in Bärchenform und die handgemalten(!) Urkunden!
Sehr zu empfehlen – und wer es partout am Heiligen Morgen nicht schafft, dabei zu sein, dem sei der Bärenfels Mai-Trail am 1. Mai oder der Sommer-Trail im Juli ans Herz gelegt.
Ich werde jedenfalls auch im nächsten Jahr wieder mit dabei sein, wenn es heißt: Alle Jahre wieder am Bärenfels!
Download GPX