Belfortrail – auch so ein Lauf, den ich unbedingt mal laufen wollte. Letztes Jahr für mich noch viel zu schwer, aber dieses Jahr nach so vielen harten Trails mit noch mehr Höhenmetern sollte das zu schaffen sein. Aber einfach würde es nicht werden – so viel war klar und nach meiner Streckenbesichtigung an einem wunderschönen Wochenende 14 Tage zuvor wusste ich auch bereits, was denn so auf mich zukommen sollte…
Los ging‘s morgens um 7 Uhr in Giromagny und das heißt Ende Oktober eben, dass man so etwa eine halbe Stunde in Dunkelheit läuft. Nach dem 1. Kilometer dann schon der erste knackige Anstieg über Single-Trails im Wald von Vescemont und ein tolles Rahmenprogramm dazu: Überall entlang des Weges waren Fackeln aufgestellt, dazu noch eine tolle Fackelshow mit Trommeln und fantastischer Stimmung an der Strecke! (Video anschauen)
Das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten: bei km 7 gab es eine steile Wand zu erklettern, an der der Veranstalter zum Glück zwei Seile gespannt hatte – bei meinem Erkundungslauf musste ich mich auf allen Vieren behelfen…und dann gleich der erste lange und steile Aufstieg über die Tête des Mineurs und den Col du Lochberg hin zum Schlumpf (der Berg heißt tatsächlich so, und im Elsass bin ich mir auch gar nicht so sicher, ob man hier zu den kleinen blauen Zwergen nicht doch Schlumpf sagt statt Schtroumpf – vielleicht auch daher die blauen Wandermarkierungen???).
Schlumpf oder Schtroumpf hin oder her, nach einem langen mehr oder weniger anspruchsvollen Downhill war ich in Sewen bei der ersten Verpflegungsstelle angekommen (insgesamt gab es nur 2 auf der gesamten Strecke!) und jetzt hieß es ein wenig locker ausrollen auf dem kurzen, flachen und landschaftlich reizvollen Teilstück vorbei an den beiden Seen Lac de Sewen und Lac d’Alfeld.
Denn ab dem Lac d’Alfeld hieß es Schluss mit lustig: denn jetzt folgte der 5 km lange Aufstieg zum Ballon d’Alsace mit 700 Höhenmetern, technischen Trails und einer schönen Kletterpassage gleich zu Beginn, für den ich dank meiner plötzlich einsetzenden Rückenschmerzen mehr als eine Stunde brauchen sollte aber dafür gab es oben auf 1247 m bei genialem Herbstwetter eine fantastische Aussicht! Am berühmten Jeanne d’Arc-Denkmal, das gleichzeitig die Grenze zwischen den drei französischen Regionen Elsass, Lothringen und Franche-Comté bildet, verließ ich das Elsass wieder und machte mich auf den Weg Richtung Ballon de Servance, einem der weniger bekannten Ballons, auf landschaftlich wunderschöner Strecke, die am Rande eines Militärgebiets verläuft.
Am 2ten und letzten Verpflegungspunkt in Plancher-les-Mines und dem folgenden letzten flachen Teilstück hieß es wieder etwas Kräfte sammeln, denn nun erwartete mich der Anstieg zur Planche des Belles Filles – einem Berg, der 2012 durch die Tour de France als Kategorie 1 Berg einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte und seinen Namen einer Gegebenheit aus dem 30jährigen Krieg verdankt: damals flohen die Mädchen und Frauen von Plancher-les-Mines auf den Berg, um sich vor schwedischen Söldnern zu retten. Aus Angst, von ihnen geschändet zu werden, begingen sie Selbstmord und stürzten sie sich von einer Planke in einen Teich.
So mörderisch dieser steile Anstieg (650 m D+ auf 3 km) auch war, ich zog es vor, weiterzulaufen anstatt zu springen, auch wenn die Rückenschmerzen mittlerweile unerträglich geworden waren. Denn wo es hoch geht, da geht es auch wieder runter, und der letzte Anstieg zum Mont Jean sah auf der Karte ja im Vergleich zu den anderen noch relativ harmlos aus.
Bei der Erkundungsrunde 14 Tage zuvor hatte ich den ausgelassen…und durfte nun feststellen, dass auch dieser kleine Zacken es in sich hatte, was wohl auch den vielen Anstiegen vorher geschuldet war. Wie auch immer: zwischenzeitlich hatte ich eine Freundin, die mit mir angereist war, auf der Strecke getroffen und gemeinsam erreichten wir das Ziel in 9:36:12.
Ausrüstung:
- Stirnlampe: Lupine Piko X4
- Schuhe: La Sportiva Ultra Raptor
- Stöcke: Black Diamond Ultra Distance
- Rucksack: Salomon S-LAB Advanced Skin 12 Set