Im Januar einen Trail auf Mallorca laufen? Auf die Idee, hier zu laufen kam ich ganz spontan, nachdem ich im Dezember 2017 bei der offiziellen Erstaustragung der Tramuntana Travessa teilnehmen wollte und der Lauf wegen Schneefalles abgesagt worden war.
Ende Januar sollte die CXM Serra Nord stattfinden, ein Marathon von Sóller bis Pollença, auf der Originalstrecke des Trail Mallorca und Ultra Mallorca, bei dem der Sóller Marathon ja am Ende auch als 3. Distanz dazugekommen war. Buchbar ist der Lauf übrigens immer ab Heiligabend bei Elitechip, weitere Infos auf der Facebook Seite des Laufs.
Ich buchte mich also ganz spontan mit Robert für Januar auf der Insel ein – und es schien alles perfekt. Am Ankunftstag und auch den folgenden beiden Tagen war es frühlingshaft warm bei bis zu 24 °C, die Mandelblüte war bereits im vollen Gange – perfektes Laufwetter und an Schnee nicht zu denken!
Doch leider kippte zum Wochenende hin das Wetter, und es gab Regengüsse und einen Temperatursturz. Was auch bedeutete, dass beim Lauf keine Stöcke mehr erlaubt waren, denn im Reglement des Laufes steht, dass, sollte es 3 Tage vor dem Lauf oder am Tag des Laufes selber regnen, aus Gründen des Umweltschutzes keine Stöcke erlaubt sind (generell sind Stöcke bei dem Lauf auch nur erlaubt, wenn sie einen Gummiaufsatz an der Spitze haben). Weiterer kurioser Passus aus dem Reglement: Minimalschuhe oder Barfußlaufen ist auch nicht erlaubt, aber wer die Tramuntana kennt, kommt sicher auch nicht auf die Idee, das zu versuchen – selbst ein Hartfüßler nicht ?.
Wie dem auch sei, das Wetter war nicht so berauschend, bei leichtem Nieselregen machten wir uns mit dem Bus auf dem Weg von Pollença nach Sóller (ca. eine Stunde Fahrtzeit).
Sóller – Barranc de Biniaraix
Um 8 Uhr morgens sollte der Lauf offiziell starten, aber wegen Problemen mit der Zeitnahme verzögerte sich alles um eine Stunde, so dass es erst um 9 Uhr losging. Auf den Bergen der Tramuntana war sogar eine kleine Schneeschicht zu sehen, so als wären die Berge mit Puderzucker bestäubt. Zum Glück hatte der Nieselregen aufgehört, es konnte also nur noch besser werden!
Von Sóller aus ging aus auf der Strecke des GR 221 in Richtung Barranc de Biniaraix, einem Canyon, durch den ein gepflasterter Treppenweg sich etwa 800 Höhenmeter in Serpentinen zum Coll de l’Ofre hochschlängelt. Wahnsinn – so viel Wasser hatte ich hier noch nie gesehen! Bisher war ich auch immer zu wärmeren Jahreszeiten hier gewesen. Was aber auch ein kleiner Vorteil war: sonst hatte ich beim Aufstieg durch den Barranc immer extrem mit der Hitze zu kämpfen gehabt, das konnte mir heute nun echt nicht passieren!
Coll de l’Ofre – Cúber Stausee
Oben auf der Passhöhe des Coll de l’Ofre angekommen, wurde es auch schon deutlich ungemütlicher. Wind kam auf, und der Weg hin zum Stausee war eine einzige große Wasserpfütze.
Am Stausee angekommen, bot sich ein bizarres Bild: ein komplett schneebedeckter Puig Major schaute hinter den kleineren Bergen hervor. Krass!
Mittlerweile hatte es auch zu regnen angefangen, und auch auf dem Weg vom Stausee Richtung Font des Prat, am Wasserkanal vorbei, war es schwer, sich keine nassen Füße einzufangen.
Coll des Prat de Massanella – Lluc
Die Wege wurden zunehmend wasserreicher, und ab einer gewissen Höhe kam auch Schnee hinzu. Dazu muss man wissen, dass der Weg dort hoch – wie so einige Wege auf der Insel – in Wirklichkeit kein angelegter Wanderweg oder Trail ist, sondern ein Torrente (Sturzbach).
Das merkt man im Frühjahr oder Sommer nicht, wenn alles trocken ist, aber jetzt im Winter lief das Wasser auf dem ohnehin matschigen (auch im April!) Untergrund wie eine schlammige braune Brühe den Berg hinab. Keine Chance, dem zu entkommen! Denn der Sturzbach, der Torrente, ist der einzige Weg und da musste man eben durch.
Die Füße wurden also nass und leider stellten sich meine Bushidos als nicht so geeignet heraus. Sie haben zwar super Grip auf nassem Fels, aber wenn das Wasser einmal drin ist, will es nicht mehr raus. Konsequenz: Eisfüße! Ganz ehrlich, so eiskalte Füße hatte ich bisher nur auf Mallorca – bei diesem Lauf ganz besonders (und auch bei meinem vorherigen Aufenthalt im Dezember, wo wirklich kniehoch der Schnee lag).
Das Wasser, das von oben kam, tat sein Übriges für die Hände, und da ich keine wasserdichten Handschuhe eingepackt hatte, wurden auch die eiskalt! Oben auf dem höchsten Punkt, am Coll des Prat, gab es dafür auch keine Aussicht, der Streckenposten, der dort oben im Schneeanzug wartete, tat mir echt leid!
Der Abstieg war echt heftig zu laufen (deshalb gibt es davon auch keine Filmaufnahmen): auf dem Weg zum Coll del Telègraf hinunter lief auf dem steinigen Weg / Torrente die braune Brühe weiter bergabwärts.
Schlimmer noch war der gepflasterte Treppenweg Camí de ses Voltes del Galileu, der nach Lluc hinunterführte. Nasse Pflastersteine können sehr rutschig sein, deshalb kam ich hier nur langsam vorwärts. Meine Füße waren zum Glück so langsam wieder aufgetaut, aber die Hände froren in den klatschnassen Handschuhen ganz schön, so dass ich die Handschuhe ausziehen musste, um weiterlaufen zu können…
Zum Glück ging es ja nun immer weiter nach unten, wo es zunehmend etwas wärmer wurde.
Lluc – Pollença
In Lluc am Verpflegungspunkt angekommen, setzte starker Regen ein und mit ihm ein Wind, der mich schließlich so frieren ließ, dass ich nun doch, wenn auch nicht mehr im Hochgebirge, die Regenhose überziehen musste.
Der Weg zurück war echt ungemütlich. Ab jetzt regnete es permanent. Gegenüber der Originalstrecke des Trails gab es hier eine kleine Abweichung, der Weg führte über Refugi Son Amer. Dann aber weiter wie gehabt über den Camí Vell de Lluc, mit dem Unterschied, dass der Torrente, durch den es ja auf dem Weg nach Pollença ging, sehr viel Wasser führte. So lustig wie bei der Cursa Tomir war dieser Abschnitt heute leider auch nicht.
Kurz vor Pollença setzte dann der Starkregen ein, was dazu führte, dass ich klatschnass ins Ziel einlief und im Ziel auf der Plaza Major auch nicht so viele Zuschauer wie sonst in Pollença üblich warteten, da sich bei diesem extremen Regenguss alle in ein Café am Markt geflüchtet hatten.
Nichtsdestotrotz wurden wir von dem harten Kern, der im Ziel auf uns wartete, jubelnd und mit Beifall begrüßt.
✝️[RIP]Meine Garmin Forerunner 310XT, die bereits einen kleinen Displayschaden hatte, hatte die starken Regengüsse leider nicht überlebt. Gott hab sie selig! Daher hier leider auch kein GPS Track zum Download.[/RIP]✝️
Fazit:
Schöner Lauf bei nicht so schönem Wetter auf einer meiner Lieblingsstrecken auf diesem Planeten ?. Trotz Mistwetters gute Stimmung an der Strecke und super Orga. Wer im Winter an einem Trail teilnimmt, muss eben auch auf Mallorca auf Winterwetter eingestellt sein. Deshalb mein Tipp: Am besten Winterkleidung, Regenkleidung, wasserdichte Handschuhe und Schuhe mit einem guten Drainage System ins Reisegepäck einpacken, für alle Fälle!
Infos zum Lauf:
Website: Website CXM Serra Nord
Facebook: Facebook CXM Serra Nord
Strecken: 44km mit 1850 Hm, 2019 gibt es auch eine XS Kurzstrecke von Lluc bis Pollença mit 18 km und 343m+ und 774m- (das ist aber der unspektakulärste Teil der Strecke)
Besonderheiten:
- Stöcke nur mit Gummiaufsatz erlaubt und nur, wenn es 3 Tage vorher nicht geregnet hat und am Tag des Laufes nicht regnet
- Minimalschuhe und barfußlaufen NICHT erlaubt (ganz ehrlich, das will man auf den spitzen Steinen der Tramuntana auch nicht!)
- Für Nicht-Mitglieder der FBME – Federació Balear de Muntanyisme i Escalada (Bergsportverband der Balearen, ähnlich Alpenverein) ist eine Tagesversicherung von 5 EUR erforderlich