Und das Wetter zeigt sich mit purem Sonnenschein auch von seiner besten Seite, wie auch die Stimmung bei den knapp 600 Teilnehmern vorm Start. Von der Sporthalle in Muhlbach aus startet man auf asphaltierten (Rad-)wegen Richtung erstem Anstieg des Tages. Martina hatte mich vorgewarnt, dass ich mich eher weit vorne aufstellen soll, um dem ersten Stau zu entgehen. Ganz nach vorne wollte ich aber auch nicht und so stellte ich mich „recht weit“ nach vorne…und stellte nach dem Start fest, dass irgendwie die linke Hälfte des Startfeldes viel schneller als die recht war. Seltsame Sache und so hatte ich dann doch einiges an Leuten im Flachen erst mal einzuholen. Auf den ersten 5 fast flachen (200hm) Kilometern ging es so dann also recht zügig los und der Plan, nicht im Stau zu stehen, ging auch noch gerade so auf.
Danach ging es dann über mehrere Kilometer nur noch bergauf. Ich befand mich in einer Läufergruppe, die die meisten technischen Passagen noch laufen konnte und auch nur die steilsten Stücke im Gehen bewältigte. Glück gehabt, denn bei den Trails kann man auch Pech haben weiter hinten im Feld, wenn mehr gegangen wird als gelaufen. So aber wurde immer wieder das Tempo gewechselt zwischen Laufen und Gehen. Die Strecke führte im Wald durch große Geröllfelder, über nasse Steine und Holzbrücken. Richtig Grip zu finden war da schwer und auch auf den lockeren Felsen war Laufen nicht immer anzuraten. So kam es im Feld auch immer wieder zu Ausrutschern und Stolperern, aber zum Glück ist niemandem ernsthaft etwas passiert.
Nach all dem technischen Terrain verließ man dann den Wald kurz vorm höchsten Punkt und folgte dann bergan auf schmalen Trails leicht profiliert dem Höhenkamm des Berges. Wunderschöne Ausblicke waren sicher die Mühen des Aufstiegs wert, aber immer mal wieder gab doch kleine Stolperfallen auf dem Pfad, die mich eine Hand voll Male beinahe zu Fall gebracht hätten. Nach dem schmalen Trail ging es dann auf zum Petit Hohneck und wann immer man in den Bergen unter einem Skilift laufen „muss“, ist klar, dass es richtig steil wird. So war auch dieses Wiesenstück richtig knackig und sehr steil…die Beine brannten und das Geschnaufe im Feld war doch beachtlich. Ich fühle mich bei solchen Steigungen aber recht wohl und mag es ganz gerne- auch wenn es weh tut. Ein Leidensgenosse neben mir meinte noch, dass die Lifte am Vortag wohl noch fuhren und die heute nur abgestellt worden wären, damit keiner einsteigt 🙂
Am höchsten Punkt der Strecke dem Hohneck musste ich dann doch stehen bleiben und die Landschaft in Ruhe auf mich wirken lassen, ein wenig Genießen und auch mal Fotos machen. Das Filmen und Dokumentieren des Streckenverlaufs war heute Martina überlassen, da die ersten rund 20km ihres langen Laufs und „meiner“ Défi identisch waren. A propos Genuss: den Hohneck kannte ich bis dahin nur als Kaffeestop mit dem Rennrad, denn auf dem höchsten auf der Straße erreichbaren Punkt der Vogesen ist ein Café mit Aussichtsplattform und dem wohl weltbesten Blaubeerkuchen („Tarte aux myrtilles“). Was auf dem Bike verdaubar und verkraftbar ist, wollte ich mir beim Laufen aber nicht antun und so ging es halt leider ohne Blaubeerkuchen weiter.
Nach dem höchsten Punkt des Tages folgte ein sehr schöner aber auch technischer Downhill in Richtung Lac d’Altenweiher. Die Beine waren schon etwas müde, wahrscheinlich wegen des doch zügigen Tempos auf den ersten 14 Kilometern und so wurde diese Mal aus nur Stolpern dann auch ein Sturz. Downhill geradeaus, Abhang rechts, entschied ich mich mal einen Purzelbaum zu versuchen. Die Haltungsnote war sicher verbesserungsfähig, im Fallen in beide Beine einen Krampf zu bekommen schon eher ein Kunststück, aber am besten war mir gelungen ein stacheliges Gestrüpp zu treffen, in dem ich mich dann verfing. Schwein gehabt, denn wenige Meter davor oder danach wäre ich sicher viel weiter nach unten gerollt. Eine Dreiergruppe Läufer hat mich dann wieder auf den Weg gezogen und meinte auch, dass ich echt Schwein gehabt hätte. So ging es dann im Downhill dann direkt weiter und da ich keine Schmerzen hatte (bis auf ein paar Stacheln, die da noch festsaßen), hat es auch gleich wieder Spaß gemacht, weiterzulaufen. In der Folge nahm ich dann aber ein bisschen Rücksicht auf die müden Beine und reduzierte das Tempo in den technischen Passagen ein wenig.
Die meisten Highlights bei dem Lauf hatte man sicher auf den ersten rund 20 Kilometern. Danach ist es landschaftlich schön und man muss noch ein paar kleinere Zacken überwinden, aber nichts wirklich „Böses“ mehr. Überwiegend über Felder, durch kleine Ortschaften und weiter im Wald verliefen die letzten 14 Kilometer der Strecke. Wegen der Genehmigungen in der Gegend kommt es häufig von Jahr zu Jahr zu kleineren wie größeren Streckenänderungen. Bei Kilometer 24 etwa fragte ich einen Streckenposten wie weit es noch wäre und freute mich über die angesagten knapp 7 Kilometer. Einige Kilometer später kam dann ein Schild mit der Angabe „27“ und ein Begleiter meinte: „Nur noch 7“.
Und in der Tat: am Ende des Tages hatte ich dann auch 34km und 1800 hm auf der Uhr und damit etwas mehr aus ausgeschrieben. Die letzten beiden Kilometer sind übrigens immer identisch bei den Läufen und man nähert sich im Wald dem Start/Zielort. Man hört die laute Musik, den Sprecher und die vielen Leute, die mächtig Stimmung machen. Das Ziel liegt in einer Bergabpassage und kurz vor dem Ziel ist noch eine scharfe Kurve, in der immer viele Zuschauer stehen. Wenn die dann Alarm machen, wird es unten im Ziel auch wieder laut und so wird der Zieleinlauf zu einem echten Spaß für die Läufer.
Mein Fazit zu dem Lauf: ein echt schwerer Brocken. Landschaftlich wundervoll, toll organisiert und eine fordernde, sehr technische Strecke. Ich hatte mir den als harten Vorbereitungslauf für den Marathon du Mont Blanc ausgesucht und lag damit sicher nicht verkehrt. Mit der gelaufenen Zeit von 4:26h und dem Gefühl beim Lauf bin ich zuversichtlich für mein Jahreshighlight in Chamonix.
Aber auch einfach so lohnt sich der Weg nach Muhlbach-sur-Munster für diesen Lauf und ich war sicher nicht zum letzten Mal dort. Impressionen und Bilder von der Strecke seht ihr in Martinas Bericht zum Trail des Marcaires!