La Double Verticale du Diable – der Name ist Programm: 7,5 km mit 1.900 Hm über steile Pisten und rutschige Geröllfelder im französischen Les Deux Alpes. Ob hier der Teufel selbst die Finger im Spiel hatte bei der Streckenplanung?
Wenn man irgendwo im Urlaub ist und es wird gerade ein interessanter Lauf angeboten – warum nicht daran teilnehmen? Zugegeben, 7,5 km mit 1.900 Hm erschienen mir doch etwas heftig, aber ich hatte Lust, es auszuprobieren. Robert ist für solche Vertikal K sowieso immer zu haben, also beschlossen wir, als Abschluss-Highlight unseres zweiwöchigen Alpenurlaubs in den französischen Alpen diesen Lauf mitzumachen.
Der Flyer des Veranstalters „Viens défier le diable et vivre l’enfer!“ („Komme den Teufel herauszufordern und die Hölle zu erleben!“) verhieß dabei nichts Gutes. Benannt ist diese Veranstaltung nach dem Skilift „Le Diable“, an dem parallel die Strecke vorbeiführt.
Bei einem Blick auf das Höhenprofil mit seinen heftigen Steigungsprozenten könnte man dabei allerdings auch auf die Idee kommen, die Veranstaltung sei nach ihrem Erfinder benannt….
Um 9 Uhr morgens war Start der Veranstaltung im kleinen Örtchen Vénosc (925 m ü. NHN), das noch ein wenig unterhalb des Skiortes Les Deux Alpes liegt. Zum Start wurden wir von Les Deux Alpes aus mit dem Skilift gebracht, und bei der Abfahrt kamen mir schon einige Zweifel, denn von oben aus betrachtet erschien mir die Strecke doch recht ausgesetzt.
Egal, zu spät! Kurzes Briefing am kleinen Flüsschen Vénéon vor überschaubarem Teilnehmerfeld, von dem ich weniger aus sprachlichen Gründen, sondern vielmehr wegen des Rauschens des Wassers. Nur so viel: nicht durch den Schnee laufen und wenn im Geröllfeld ein Stein runterfällt, die nachfolgenden Läufer warnen. Neben einem italienischen Pärchen waren Robert und ich übrigens die einzigen Ausländer auf der Strecke, der Rest des Teilnehmerfeldes bestand aus einheimischen Bergziegen 🙂
Startschuss! Die Strecke hoch nach Les Deux Alpes entsprach der KM Vertical Übungsstrecke der Station de Trail und ließ sich recht gut laufen. Anfangs über steile Asphalt-Rampen durch das kleine Örtchen Vénosc, dann auf dem Fußweg, einem schönen Trail, der sich unterhalb des Liftes hindurchschlängelte. Schön schattig, zwar steil, aber trotzdem „très roulant“ und überhaupt nicht ausgesetzt. Die ersten 700 Hm auf knapp 4 km waren also geschafft und das in knapp 50 Minuten! Nach dem ersten VP in Les Deux Alpes ging es dann erstmal 500m flach durch den Ort, schön, mal wieder richtig zu laufen! Die Beine waren erstaunlich locker nach den ganzen Höhenmetern.
Aber nun war Schluss mit lustig! Die nächsten 2 km erwartete uns ein Anstieg durch die Wiese, mit Steigungen von durchschnittlich 30-40%, teilweise aber deutlich darüber. Immer parallel am Skilift „Diable“ vorbei, aus dem heraus uns die Downhill-Mountainbiker zujubelten. Die machen es umgekehrt wie wir, fahren mit dem Sessellift hoch und die Downhillpisten mit dem Rad runter. Ab und zu mussten wir auch einige solcher Pisten überqueren, und die Fahrer warteten auch geduldig, bis wir durch waren. Trotzdem beeilte ich mich, schnell über die Piste zu kommen, nachdem ich vor 3 Jahren hier schon mal die Wanderweg-Markierung verloren hatte und auf der MTB-Piste gelandet war… Alles in allem ließ sich das Stück für mich recht schlecht laufen, und ich war froh, meine Stöcke dabei zu haben. Schwierig, den Weg in dem Gras und Gestrüpp zu finden, aber irgendwann hatte ich den Dreh raus. Besonders gemein: der Weg verlief nicht ganz kerzengerade, sondern man musste über einige Kuppen drüber, und bei jeder dachte ich: „Das war’s jetzt endlich.“ Weit gefehlt. Leider.
Endlich, endlich, bei km 6 die VP an der Liftstation „le Diable“ auf 2.400 m erreicht, noch 400 Hm to go! Schlimmer als diese blöde Wiese konnte es ja eigentlich nicht mehr kommen, oder?
Von wegen! Ein Blick hoch auf das Geröllfeld entlang des Liftes „Super Diable“ verhieß nichts Gutes. Auf der steilen Piste sah man die Läufer wie Ameisen hochkrabbeln. Tipp des Streckenposten an der VP: „Haltet euch an die anderen Läufer vor euch!“ Etwa 60 Hm später weiter oben wusste ich warum. Geröllkraxeln ist nun mal nicht so ganz meine Spezialität, und so tat ich mich schwer, den Weg zu finden. Dementsprechend kam ich auch ein wenig ins Rutschen auf den losen Steinen. Panik machte sich breit und ich überlegte kurz, wieder runter zum VP zu laufen und da nicht weiter hochzuklettern. Ein kurzer Blick nach unten belehrte mich aber eines Besseren: ich hatte keine Lust, da RUNTER zu laufen! Also weiter hoch. Zum Glück bemerkte der Läufer vor mir meine Unsicherheit und rief mir zu, ich solle ihm folgen, was ich auch für den Rest der Strecke tat.
Die Rutschpartie war bald geschafft, ein paar Wanderer, die auf dem normalen Wanderweg unterwegs waren, der unsere Piste kreuzte, starrten uns ungläubig an. Doch vorbei war es noch lange nicht: Irgendwann wurde die Piste so steil, dass aufrecht Stehen gar nicht mehr möglich war und wir auf allen Vieren hoch mussten. Hier erwiesen sich die Stöcke als äußerst hinderlich, aber zum Glück war diese Stelle bald geschafft und ab da war es zwar steil, aber wieder gut machbar. Auch die Schneefelder erwiesen sich als unkritisch. Ein Blick auf die Uhr: 1820 Hm, bald im Ziel auf der Tête Moute (2.800 m)
Dort erwartete mich auch schon Robert, der für die Strecke trotz Bilder machen 30 Minuten weniger gebraucht hatte als ich. Ich war überglücklich, es geschafft zu haben und meine Angst in dem Geröllfeld überwunden zu haben. Meine Sorge, die Organisatoren müssten stundenlang meinetwegen im Ziel warten, war zum Glück unbegründet, denn mit meinen 2:42 Stunden war ich nicht einmal die letzte! (Und selbst das wäre mir in dem Moment egal gewesen). Noch kurz die Aussicht oben genießen, dann ab nach unten! Diesmal gottseidank über die breite Skipiste bis zur Liftstation auf 2.600m, von wo aus uns die Gondel dann zurück nach Les Deux Alpes brachte.
Den zweiten verrückten Teil der Veranstaltung „Les 6 heures du Diable“ (in 6 Stunden so oft 3,25 km mit 655 Hm hochlaufen und mit dem Lift runter wie möglich) am nächsten Tag schenkten wir uns allerdings und machten uns zurück auf die Heimreise.
Ich habe jedenfalls Lust bekommen auf mehr vertikale Rennen und übe derzeit fleißig an der heimischen Bergehalde das Geröllkraxeln. Und so groß sind die Unterschiede ja auch gar nicht, wenn man sich die Bilder anschaut… 😉