Der 30 km Eco Trail de Paris 2013 war mein allererster Trail, 2018 wollte ich auf der 80 km Distanz mein 5jähriges Trailjubiläum feiern.
Beim Trail de Paris werden insgesamt 4 Distanzen angeboten: 18 km, 30 km, 45 km (früher: 50 km) und 80 km. Bis auf die 18 km Distanz mit Start in Meudon und Ziel in Saint-Cloud ist das Ziel der Eiffelturm von Paris, während die Startorte variieren. Dabei ist die kürzere Distanz immer ein Teilstück der längeren Distanz.
Während die 30 km und 45 km Läufer unterhalb des Eiffelturms finishen, liegt der Charme der 80 km Distanz darin, dass das Ziel auf der 1. Etage des Eiffeltums ist.
Von meinem Erlebnis auf der 30 km Strecke war mir der Trail als sehr gut laufbar in Erinnerung, viele breite Waldwege, wenig Single Trails, und die letzten Kilometer nur Asphalt entlang der Seine in Paris. Auch Freunde, die bereits die 80 km gelaufen waren, berichteten ähnliches.
Ein bisschen Sorge machte mir der Gedanke, so lange am Stück zu laufen, denn in letzter Zeit war ich hauptsächlich eher technische Trails mit vielen Gehabschnitten gelaufen, und mein letzter Ultra lag bereits einige Monate zurück, nämlich der HuBuT mit 63 km.
Am Vortag reiste ich mit einigen Freunden an, ganz bequem mit dem Zug. Die Anreise nach Paris ist ja mittlerweile recht stressfrei dank TGV (wenn ich noch an die Tagesbusreisen der 90er denke…), und auch bei der Startnummernabholung kann man sich einiges an Stress sparen, denn beim Eco Trail de Paris hat man die Möglichkeit, sich die Startunterlagen nach Hause schicken zu lassen. Ich musste allerdings nochmal hin, da ich einer Freundin, die sich später angemeldet hatte (und daher nicht diesen Service in Anspruch nehmen konnte) und erst am späten Nachmittag anreiste, versprochen hatte, ihre Unterlagen abzuholen. Kleine Neuerung zu 2013: während damals die Messe und Startnummernausgabe direkt am Fuße des Eiffelturms war, musste man diesmal schon weiter rausfahren zur Porte de Versailles, wo das Ganze im Rahmen einer Reisemesse stattfand. Wirklich lohnenswert war die Messe nicht, und so nutzte ich den schönen sonnigen Rest-Tag für einen kleinen Vorab-Besuch am Eiffelturm, während ich auf meine Freundin wartete, mit der ich mir das Hotelzimmer teilte, das sich nahe beim Ziel (1,5 km vom Eiffelturm) im 15. Arondissement befand.
Nach einem gemütlichen gemeinsamen Abendessen beim Italiener ging es dann an die Planung für morgen:
Start des Trails sollte um 12:15 in St. Quentin-en-Yvelines sein, dorthin ging es von Paris aus vom Bahnhof Gare Montparnasse mit dem Nahverkehrszug – Ticket gabs mit den Startunterlagen. Von dort aus dann weiter mit dem Busshuttle („superökologisch“ mit Elektrobussen, wie ich nachher am Start erfuhr – so wie es sich für einen Ecotrail gehört;-) ).
Wir wollten relativ früh los, vielleicht war 9:35 Abfahrt allerdings doch etwas zu früh: denn der Zug war bereits um 10:15 in St-Quentin, und am Start waren wir dann ca. 15 Minuten später – also noch fast 2 Stunden bis zum Start! Nächstes Mal würde ich das anders machen und vielleicht den letzten oder vorletzten Zug nehmen…
Denn beim Start zu warten war bei diesem Wetter nicht angenehm: es war recht kühl und es nieselte – und außer dem Verpflegungszelt keine Unterstellmöglichkeit: so schauten wir, dass wir uns im Zelt immer in der Masse der Leute aufhielten, um es so ein wenig wärmer zu haben…
Denn beim Start zu warten war bei diesem Wetter nicht angenehm: es war recht kühl und es nieselte – und außer dem Verpflegungszelt keine Unterstellmöglichkeit: so schauten wir, dass wir uns im Zelt immer in der Masse der Leute aufhielten, um es so ein wenig wärmer zu haben…
Noch ein ganz ganz blöder Fehler, den ich während des Laufes noch oft genug bereuen sollte: Die Strecke als recht einfach und mit hohem Asphalt Anteil in Erinnerung – quasi mit Straßenschuhen laufbar – entschied ich mich genau wie meine Freundin, den Lauf in Straßenschuhen zu laufen – ohne die Wetterbedingungen mit einzubeziehen…
Pünktlich um 12:15 ging es los, und bereits wenige Meter nach dem Start bereute ich meine Schuhwahl zutiefst, denn es ging durch eine nasse, matschige Wiese. Kleine Rutschpartie, aber nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte…
An der nächsten Matschpassage bereute ich das noch mehr, allerdings tröstete ich mich damit, dass einige mit ihren Trailschuhen auch nicht viel schneller weiterkamen. Die ersten Matschpassagen und Pfützen versuchten wir noch zu umgehen, um zu vermeiden, nasse Füße zu bekommen. Dabei kam es regelmäßig zu Staus.
Die ersten 8 km ging es erstmal flach um den See / Weiher von St. Quentin, danach auf asphaltierten Wegen in die Stadt. An einer Fußgängerbrücke über die Schnellstraße kam es erneut zum Stau, kein Wunder, wenn so viele Leute gleichzeitig die Treppen hoch wollen! Einigen dauerte die Warterei zu lange und sie nahmen kurzerhand den Aufzug. Ich entschied mich fürs Warten, Aufzug fahren bei einem Laufevent finde ich nicht so optimal…
Nun ging es wieder weiter in die Vorortwälder, ich hielt mich wieder etwas fern vom Matsch und bewunderte die Läufer von Dunes d’Espoir, einem Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, behinderte Menschen an Laufevents teilhaben zu lassen, wie sie sich mit ihrem Wanderrollstuhl durch den Matsch kämpften. Eine weitere nette Begegnung hatte ich mit Véronique, einer Trail Freundin, die ich 2015 beim Trail des Marcaires kennengelernt hatte und die sich für den Trail auf Réunion vorbereitete.
Bald war die erste Verpflegung erreicht, und welche Überraschung: es fing plötzlich an zu schneien! Das machte die Streckenbeschaffenheit natürlich etwas schlechter, es wurde nasser und glitschiger – nun bereute ich meine Schuhwahl wieder zutiefst! Allerdings versuchte ich nun nicht mehr, Pfützen zu umgehen, denn das war eh zwecklos – und es stellte sich heraus, dass das Laufen durch die Pfützen angenehmer und weniger rutschig war als am Rand. Wirklich Spaß machte das aber nicht.
Nun kamen nach den ersten flachen 20 km die ersten Anstiege: das machte das ganze nicht unbedingt einfacher. Berghoch rutschte man und bergab auch. Ich war nur froh, dass die Downhills hier in der Gegend nicht so lange waren. Denn obwohl ich sonst Downhills liebe, auf die Art waren sie nicht gerade schön zu laufen. Bald fand ich einen kleinen Workaround: einfach mitten durch die am meisten durchgepflügten Passagen zu laufen – denn da war die Rutschgefahr am geringsten und mit der „Schneelauftechnik“ (Fersenlauf) ging das recht schnell und machte sogar Spaß! Außerdem war ich motiviert, schneller zu laufen – denn je weniger Bodenkontakt, desto weniger Rutschgefahr.
Nun erreichten wir den Abschnitt, auf dem bereits die 45 km Läufer unterwegs gewesen waren und der Matsch wurde mehr – klar, denn die waren ja bereits vor uns gestartet!
Hier bot sich ein winterliches Bild: die höhergelegenen Abschnitte waren vom Schnee in eine Puderzucker-Schicht eingehüllt.
Bald war auch Meudon erreicht, von wo aus bereits die 30 km und 18 km Läufer gestartet waren. Dementsprechend sah es dort auch aus. Matsch und Pfützen überall, Schlamm so weit das Auge reichte. Und der war auch in der nun einsetzenden Dunkelheit dank meiner Lupine sehr gut zu sehen. Wirklich schnell kam ich hier nun nicht mehr vorwärts.
Auch die nächste Verpflegung km 57 bot ein verheerendes Bild: eine einzige Matschfläche, und dann die komischen Geräusche, wenn man da durchlief! Langsam wurde es kälter, doch zum Glück gab es hier heiße Suppe! Bei solchen Wetterbedingungen gibt es einfach nichts Besseres, auch wenn es nur eine Tütensuppe war. Beim Ausgang der Verpflegung wartete schon die nächste Herausforderung: Es ging ziemlich steil bergab – natürlich durch den Matsch! Ein Läufer, der den regulären Weg laufen wollte, landete mit seiner ganzen Körperrückseite im Schlamm. Deshalb versuchte ich das gar nicht erst, sondern nahm den „Spezialweg“ durchs Gebüsch…
Und weiter durch Matsch und Schlamm… Plötzlich erreichten wir einen Ort und ich freute mich schon: endlich Asphalt – denn von dem Schlamm hatte ich echt die Nase voll! Doch zu früh gefreut, denn nach einem knappen Kilometer ging es erneut in den Wald, wieder in die Schlammsuppe… Langsam wurde es echt beschwerlich und die Knie taten weh von der ewigen Rutscherei.
Irgendwann erreichten wir den Parc de Saint-Cloud, der auch bereits in einem verheerenden Zustand war. Dort befand sich die letzte Verpflegung, die ähnlich aussah wie die letzte: Schlamm pur. Auch hier gönnte ich mir noch einmal eine heiße Suppe und machte mich gleich auf den Weg, denn ich wollte nur noch ankommen. Noch ein rutschiger Downhill, und was war das? Plötzlich eine Straße in Sicht und die Lichter der Stadt zu sehen! Sollte es das nun endlich gewesen sein mit der Matschpartie?
Tatsächlich, die Zuschauer am Rand riefen uns zu: „Finie la boue!“ „Schluss mit dem Schlamm!“ Wie geil, denn den konnte ich nun nicht mehr sehen. Ich war so happy, endlich, festen Boden unter den Füßen zu haben – ähnlich wie damals auf Mallorca beim Mallorca Ultra, als ich einfach keine Steine mehr sehen konnte…
A propos Steine: einen Stein hatte ich mir im Schuh eingefangen, doch der war so verschlammt, dass ich es vorzug, den Schuh nicht auszuziehen und stattdessen durch Ziehen an der Socke zu versuchen, den Stein irgendwie woanders hinzufummeln.
Runter ging es an die Seine, wo wir ein Stück entlangliefen. Doch was war das? Wieder kam ein Park – und das verhieß nichts Gutes! Und auch dieser Park war in einem erbärmlich zertrampelten Zustand. Matsch und Schlamm pur.
Doch zum Glück war der auch bald überstanden und es ging nun weiter die Seine entlang. Wir hatten es nun wirklich endlich geschafft! Besonders hübsch war dieser Teil der Strecke nicht mit den ganzen Baustellen und Industrieanlagen vor den Toren der Stadt. Immerhin konnte man laufen – auch wenn es mit schnell laufen nicht weit her war. Denn meine Knie taten weh. Ein Blick auf die Uhr zeigte 11 Stunden – sollte ich es in unter 12 Stunden schaffen?
Ein Licht am Horizont: der Eiffelturm war in Sicht, der seine tolle Lichtershow zeigte. Das war einfach genial mit dem Ziel in Sicht.
Am Fuße des Eiffelturms wurden wir in einen Spezialeingang gelotst, der nur uns Läufern und nicht den Besuchern vorbehalten war. Einige Zuschauer waren an der Strecke und feuerten uns an und auch wenn wetterbedingt nicht ganz so viel los war, so war es doch toll, hier getragen zu werden von der Menge.
Endspurt! Den Aufstieg hatte ich mir im Vorfeld schlimmer vorgestellt (Treppensteigen nach 80 km Laufen??), aber so schlimm war es gar nicht. Ganz im Gegenteil. Es lief besser, als ich dachte.
Der Zieleinlauf um diese Uhrzeit war allerdings etwas unspektakulär, es war nicht mehr viel los oben. Und auch wenn noch viele unterwegs waren, so war ich doch nach der ganzen Rutscherei mit den falschen Schuhen auch eher im hinteren Feld unterwegs.
An Zielverpflegung war auch nicht mehr viel da: es gab noch etwas Wasser und etwas Bier, und das Körbchen mit den 3 Rosinen darin deutete darauf hin, dass es wohl mal etwas zu essen gegeben haben musste. Nicht gerade sehr üppig. Schade, denn auch die langsameren Läufer sollten noch genügend Verpflegung am Ziel zur Verfügung haben.
Noch einmal würde ich diesen Lauf vielleicht nicht machen, aber es gibt ja noch so viele schöne Trails auf der Welt! Ich werde berichten!