4 Jahre nach meinem erfolgreichen Finish beim K42 Mallorca sollte der Nachfolger Galatzó Trail ein ganz besonderes Event für mich werden. Das war es auch – leider anders als erwartet.
Der Galatzó Legend Trail, ein Marathon Trail in der südlichen Tramuntana auf Mallorca, mit 2200 Hm auf technischem Terrain: ein anspruchsvoller Lauf rund um und auf den höchsten Punkt der Gegend, den Galatzó, das „Matterhorn Mallorcas“. Es gibt auch einen Halbmarathon ohne die beiden Gipfel Galatzó und Esclop, aber mit immer noch fast 1000 Hm.
Die Gegend rund um den Galatzó, den höchsten Berg im Südwesten Mallorcas, auch genannt „Matterhorn Mallorcas“ und den Esclop, den „Holzschuh“ war lange Zeit mein Trailrevier auf Mallorca und auch die erste Trailstrecke, die ich dort auf der Insel jemals lief. Die Strecken dort kenne ich in- und auswendig, war ich doch lange Jahre sehr oft beruflich in der Gegend rund um Santa Ponça, Paguera und Andratx. Mittlerweile hat sich mein Trailrevier eher in den Norden, in die Gegend rund um Pollença verlagert. 2019 sollte es endlich ein Wiedersehen geben mit den wunderschönen Strecken rund um die Finca Publica Galatzó, den Galatzó selbst und den Esclop.
Einige Tage vorher lief ich als Streckenbesichtigung einmal die Kurzstrecke, den Galatzó Half, mit 21 km ab. Ich hatte mir die Strecke auf die Uhr geladen und hatte Glück, da ein Großteil der Strecke bereits markiert war. Bei wunderschönem Wetter genoss ich die Landschaft. Ein wenig hatte sich die Strecke verändert: der Aufstieg zum Galatzó und zum Esclop hatte sich von einem schmalen, mit Dissgras zugewachsenen Trail in einen breiten Pfads verwandelt – umso besser dachte ich, viel besser zu laufen und auch schonender für die Beine, denn ein Lauf auf Mallorcas Trails sorgt durch das auch als „Schneidgras“ bekannte Grünzeug nicht unbedingt für eine schöne Haut. ?
Auf jeden Fall war ich voller Vorfreude für das Event und es lief auch alles perfekt: bestes Wetter war vorhergesagt und bei der Startnummernabholung wurde ich sehr freundlich von den Helfern empfangen: „Danke, dass Du dabei bist!“ Tolle und ausgefallene Idee: jeder Starter bekam bei der Startnummernausgabe einen kleinen Brief in seiner Landessprache.
Sonntag, den 17. März war es also soweit: der Lauf startete um 9 Uhr, recht humane Zeit, die mir gerade recht kam, da ich diesmal in Port de Pollença untergebracht war und somit eine einstündige Anreise hatte. Ich nutzte den Shuttle-Service des Veranstalters von Calvià aus, was ich jedem Teilnehmer nur empfehlen kann, denn im Startort Es Capdellà gibt es so gut wie keine Parkplätze, und am Tag des Rennens sogar noch weniger durch diverse Parkverbote und Straßensperrungen wegen des Laufs (neben Calvià gibt es auch einen Shuttleservice von Paguera aus, der ist allerdings voranmeldepflichtig).
Ich gehe mit 2 Freunden aus dem Saarland an den Start, pünktlich um 9 geht es los im kleinen Örtchen Es Capdellà. Die Stimmung am Start ist super, so wie ich es von Mallorcas Läufen kenne, und auch das Wetter ist perfekt. War es anfangs so früh am Morgen mit 7 Uhr noch recht kalt gewesen, so kommt rechtzeitig zum Start die Sonne raus und es wird richtig warm.
Die ersten Kilometer sind einfach zu laufen: erst ein kleines Stück Asphalt aus dem Dorf heraus, dann weiter auf einer Schotterpiste, auf einer Nebenstrecke des GR 221. Dabei ist dieses erste Teilstück keineswegs flach, mit durchschnittlich 5% Steigung ein „Faux Plat“ (falsche Flachpassage), wie der Franzose sagen würde.
Kaum in der Tramuntana angekommen, geht es erstmal nicht auf dem normalen Weg weiter, sondern wir biegen links ab auf den Camí de Sa Vinya. Bis dahin ist der Weg noch identisch mit der Halbmarathon-Strecke, für uns Marathonläufer gibt es aber erstmal ein paar zusätzliche Höhenmeter zu erklimmen auf den Hügel Ses Vinyes (370 m). Dieses Teilstück hat es wirklich in sich mit bis zu 20% Steigung. Beim Aufstieg kommen uns bereits die schnellsten Läufer wieder entgegen, denn Auf- und Abstieg sind identisch, wie auch bei den anderen Gipfeln des Laufs. Der Downhill macht dafür richtig Spaß und ich kann es nochmal schön rollen lassen. Wir kommen wieder auf die Strecke zurück, die auch mit dem Halftrail identisch ist und nach dieser ersten kleinen Schleife geht es zurück auf den Hauptweg.
Dort erwartet uns noch eine kleine Überraschung: ein schwarzes Schwein, das wohl zur Finca gehört, spaziert seelenruhig auf dem Weg herum und sorgt bei den Läufern für Aufsehen. Diese schwarzen Schweine (cerdos negros) sind übrigens typisch für Mallorca, aus ihrem Fleisch werden Ibérico Schinken und die berühmte Sobrassada Wurst hergestellt.
Für uns heißt es allerdings erstmal noch ein wenig laufen über steiniges Terrain, bis wir an der ersten Verpflegung ankommen, die sich nicht an der Finca, sondern in Ses Sinies kurz vorm zweiten großen Anstieg befindet und an der es auch wider Erwarten kein Schweinefleisch ? gibt, dafür aber leckere Sóller Orangen und andere gute Sachen.
Frisch gestärkt machen wir uns an den Aufstieg, der mittlerweile wesentlich besser zu laufen ist als noch vor ein paar Jahren. Wir sind jetzt auf diesen ersten 12 km etwa 90 Minuten unterwegs, als die ersten Läufer des Half Trail, die eine Stunde später gestartet sind, plötzlich von hinten ankommen. Ab jetzt heißt es andauernd Platz machen für die schnelleren Läufer, was anfangs noch kein großes Problem darstellt. Oben auf der Passhöhe und dem Weg hin zum Galatzó, der zwar flach, aber sehr technisch ist, wird es dann doch etwas lästig. Es werden immer mehr Läufer, die von hinten ankommen, und das ständige zur Seite springen lässt keinen gleichmäßigen Rhythmus zu (merke: beim nächsten Mal die ersten 10 km etwas zügiger laufen!).
Doch zum Glück trennen sich auch hier unsere Wege bald wieder, und während die Halftrailer sich an den Abstieg machen, geht es für uns weiter in Richtung Galatzó. Ich habe den Weg bis dahin gar nicht als so lang in Erinnerung, aber es sind fast 3 km, bis wir von hier aus den Gipfel erreicht haben. Und auch dieser Part ist nicht ganz einfach zu laufen: nach einer kurzen, relativ flachen Passage geht es immer steil bergauf, und das Gelände wird immer technischer. Auch kommen uns jetzt wieder die schnellen Läufer des Marathons entgegen, und anders als beim allerersten Anstieg sind die Wege hier nicht breit genug für zwei. Also heißt es wieder Platz machen und zur Seite springen, denn die Downhiller haben Vorfahrt.
Doch die Mühen haben sich gelohnt: nach einem recht beschwerlichen Aufstieg erreichen wir endlich den Gipfel und werden mit einem tollen Ausblick über die ganze Insel belohnt! Der Ausblick ist so schön, dass wir darüber fast schon die Zeit vergessen und uns länger als geplant oben aufhalten. Doch nun kommt der Abstieg – und zwar auf dem gleichen Weg! Ich bin eigentlich recht stark im Downhill, allerdings nicht auf zu technischem Terrain. Und das ist das Gelände hier durchaus. Steil, felsig, an vielen Stellen müssen wir uns mit den Händen abstützen, das kostet natürlich auch alles Zeit.
Zum Glück war endlich wieder der laufbare Teil der Strecke erreicht, und bald war auch der zweite VP in Sicht. Für die 22 km waren wir schon recht lange unterwegs, aber ich wusste ja, der schwerste Teil war mit dem Galatzó geschafft. Noch eine kleine Mini-Kletterpartie am Esclop, die aber bei weitem nicht so schwer war, der Rest war wieder gut laufbar. Und wir hatten ja 8:30 Stunden Zeit für den Lauf!
Am VP fragte eine Läuferin, wie weit es noch bis zum Cutoff sei. Cutoff? Ach Shit, da war doch was…. Noch genau 10 Minuten übrig für 3 km – was schon auf flacher Strecke für mich nicht wirklich machbar ist, bei bis zu 18% Steigung aber schonmal gar nicht…. Mist! Aber vielleicht sehen die das ja nicht so eng, sagte ich mir. Hoffentlich. Mist. Das waren die 10 Minuten auf dem Galatzó, die Filmerei, die unrhythmische Lauferei beim Platzmachen für die Halftrailer… Egal, ich gab nochmal Gas und hoffte auf etwas Glück….
Doch nix zu machen…um 14 Uhr erreichten wir, gut 20 Minuten zu spät, den Cutoff Punkt bei Sa Coma d’en Vidal, kurz vorm Anstieg zum Esclop. (Danach gibt es übrigens noch einen zweiten, nach dem Abstieg). Die Streckenposten blieben hart: aus und vorbei das Rennen, wir durften nicht mehr auf den Esclop, sondern mussten zurück. Nach 3,5 Stunden bis Zielschluss, was eigentlich locker zu machen gewesen wäre im Hinblick darauf, dass die Strecke nun viel einfacher zu laufen war. Immerhin die Startnummern durften wir behalten, wenn wir den Chip entfernten und nicht sichtbar im Rucksack verstauten.
So eine Eselei…im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier oben werden tatsächlich auch Esel gehalten…vielleicht hätten die uns ja eher weiterlaufen lassen…egal. Die Laufmotivation war jedenfalls dahin, es ging ja nun um gar nix mehr, bloß 8 km zu Fuß zurück zum Start / Zielbereich, ohne die 5 km Schleife um den Esclop und die 4 km Schleife zum Hügel Ses Planes. Und die legten wir wandernd zurück. Immerhin die VPs mit den leckeren Sóller Orangen standen uns auf unserer restlichen Wanderung noch offen.
Aus der Eselei wurde dann bald eine Schweinerei oder sogar eine Sauerei, denn an der Finca wartete das schwarze Schwein von heute Morgen wieder auf uns. Immerhin blieb uns so Zeit für ein paar Schweinefotos, auch wenn das schöne eigentlich saugeile Event für uns nun total versaut war. ???
Nach nicht mal 90 Minuten erreichten wir gemütlich wandernd wieder Es Capdellà, mit noch 90 Minuten bis Zielschluss. Schade. Für mich heißt das in Zukunft: die Cutoffs doch besser im Auge behalten, auf schwierigen Strecken die Kamera dann wirklich zu Hause zu lassen und mir die Strecken vorher doch gut auszusuchen – und nicht davon auszugehen, dass auf nahezu identischen Strecken auch ähnliche Reglements gelten. Mal abgesehen davon, dass ich diesen Cutoff wirklich als eher sinnfrei ansehe.
Für meine Freunde, die extra wegen des Laufs auf die Insel kamen, besonders ärgerlich – und ich hätte mir die Fahrt einmal quer über die Insel auch quasi schenken können.
Schade, denn eigentlich ist es ein wunderschöner Lauf, und bis auf diesen völlig blödsinnigen Cutoff (vor allem deshalb, weil der schwerste Teil längst vorbei war) auch super organisiert mit vielen freundlichen Helfern. Den Vorgänger K42 fand ich toll, beim Nachfolger Galatzó Trail mit der eigentlich schöneren Strecke besteht noch etwas Verbesserungsbedarf.
Immerhin einer der wenigen Trail-Läufe auf Mallorca, bei denen man noch ohne Mitgliedschaft im Bergsportverband der Balearen mitlaufen kann – und die Veranstalter sind ja auch bemüht, einem internationalen Publikum gerecht zu werden mit einer übersetzten Website (die meisten Ausschreibungen sind nur auf Katalanisch, nicht einmal auf Spanisch), individuellen Briefen an die Teilnehmer in der jeweiligen Sprache sowie Ansagen im Start- und Zielbereich in verschiedenen Sprachen.
In meinem Fall hieß das, dass ich bei km 25 aus dem Rennen genommen wurde, obwohl noch 3,5 Stunden übrig waren und das Schlimmste längst vorbei war. Nach Zurückwandern(!) ins Ziel hätte ich noch 90 Minuten Zeit für die fehlenden 9 km gehabt.
Natürlich muss bei solchen Läufen aussortiert werden, aber man kann den Cutoff auch sinnvoller setzen. Oder aber man reduziert die Gesamtzeit von vornherein von 8,5 auf 7 Stunden, dann weiß jeder gleich, woran er ist.
Daher meine Empfehlung: Aufgrund des sehr harten (und meiner Meinung nach sinnfreien) Cutoffs kann man die Veranstaltung nur Läufern empfehlen, die 25 km mit 1600 Hm auf technischem Terrain sehr schnell laufen können. Für alle anderen ist es leider Zeit- und Geldverschwendung. Oder man geht von vornherein auf die halbe Strecke, die ohne die technischen Passagen am Galatzó auskommt.
Ein saugeiler Lauf mit einem saudoofen Cutoff. Vielleicht versuche ich es wieder einmal, dann etwas schneller. Vielleicht auch nicht. Nächstes Jahr steht um die Zeit vielleicht wieder der Petit Ballon auf dem Plan, vielleicht auch ein ganz anderer Lauf. ?
In diesem Sinne:
Master of Running
Der Galatzó Trail steht weit oben auf meiner Liste für 2020.
Nur ist Frage ob 23 km oder die 43 km.
Martina
Ja, ich denke, ich werde mich auch wieder dran versuchen. 2020 weiß ich noch nicht, mal schauen 🙂 Der 43 km Lauf ist technisch schwieriger, dafür aber natürlich landschaftlich reizvoller – denn hoch nach oben zum Galatzó und zum Esclop kommst du nur auf der langen Strecke. Früh anmelden lohnt sich wegen der Preisstaffelung. Ummelden ist schwierig, ein Freund von mir wollte ummelden von der langen Stecke auf die kurze, das ging aber nicht mehr, da alle Plätze belegt waren.
Master of Running
Ich habe mich jetzt mit einem Kollegen für den Halben angemeldet. Kannst du mir sagen ob man die Startunterlagen einen Tag vorher abholden muss und wo?
LG
Maik
P.S. Wir sind auch aus dem Saarland also wenn du mit willst 😉
Martina
Cool! Ja, die musst Du am Tag vorher abholen, in Paguera – Casal de Paguera, Carrerr dels Pins (Google Maps).
Ich werde 2020 voraussichtlich nicht dabei sein, falls doch, sag ich Bescheid 🙂 Sind vermutlich noch ein paar Saarländer am Start. Die beiden, mit denen ich dieses Jahr unterwegs war, wollen es nochmal versuchen. Bei mir wird es wahrscheinlich terminlich nicht hinhauen.
LG Martina