Gerade erst aus dem Mallorca Urlaub mit dem Marathon auf den Tomir zurück, erwartete mich bereits ein weiteres Trailrunning-Highlight: Die Intégrale bei den Vosgirunners – ein Etappenlauf über 2 Tage in den Nordvogesen, in Niederbronn-les-Bains. Insgesamt 117 km und 4000 Hm warteten auf mich, samstags 76 km beim Défi des Seigneurs und sonntags nochmal 43 km beim Grand Défi des Vosges.
Den Lauf wollte ich bereits im letzten Jahr machen, hatte dann aber kurzfristig auf die kürzere Kombi, die Challenge des Seigneurs abgekürzt. In diesem Jahr gab es allerdings eine kleine Neuerung: Der Grand Défi des Vosges, ältester Trail der Region wurde vom 59 km auf 43 km verkürzt, um auch den Marathonläufern einmal eine Chance zu geben.
Dieser Lauf diente für mich als Vorbereitung zum 80 km du Mont-Blanc, ein langer Lauf in Etappen. Ganz ohne Stöcke diesmal – denn ich wollte meine Speed am Berg verbessern (und Stöcke machen mich irgendwie langsam, hab ich festgestellt). Außerdem blieben in diesem Jahr die schweren Schuhe auch im Schrank zurück und ich unterzog meine Inov8 Roclite 290 nochmal einem Hardcore Ultra Test.
Tag 1 – Défi des Seigneurs
Das Event startet samstags früh um 7:00 Uhr mit dem Défi des Seigneurs, 74 km und 2500 Hm. Beinahe hätte meine Teilnahme bereits vor Startnummernabholung ein jähes Ende genommen, denn auf dem Parkplatz bleibe ich an einer Stufe hängen und kann gerade im letzten Moment noch meine Balance zurückgewinnen…
Vom Start weg geht es dann erstmal steil berghoch, direkt in den Sonnenaufgang hinein. Was für ein genialer Anblick!
Danach wird die Strecke aber wieder viel besser laufbar, – über traumhafte Frühlingswiesen und Felder in der klaren Morgensonne. Bis zum 1. Verpflegungspunkt in Lembach verläuft die Strecke auf leicht welligem Gelände.
Nach VP 1 geht es erstmal recht steil nach oben und wir queren viele abenteuerliche Felsformationen, teilweise recht technisch im Vergleich zum Rest der Strecke. Bald nähern wir uns auch der ersten Burg, der Burg Fleckenstein, die gleichzeitig auch die am besten erhaltene auf der Strecke ist. Hinter Burg Fleckenstein führt der Weg durch einen Märchenwald mit Ritterfiguren.
Immer wieder treffe ich auch auf den „Burgherrn“ (le Seigneur), einen Läufer im roten Umhang, der sich an jeder Burg und jeden Felsen fotografieren lässt und auch mir kurz vorm Aufstieg zum Zigeunerfelsen auch einmal vor die Kamera hüpft.
Nach dem 2. VP bei km 44 in Obersteinbach geht es dann auf einen Teil der Strecke, der auch zum 43 km Grand Défi gehört. Ab km 52 merke ich dann auch, dass der Petit Ballon in diesem Jahr die längste Strecke war – die Beine werden langsam müde. Zudem ist dieser Teil der Strecke etwas zermürbend und wenig spektakulär und ich bin froh, als ich den 3. VP in Dambach erreiche.
Nun erwartet uns der nächste steile Hammeranstieg. Bei km 60 verlaufen wir uns kurz, da die Beschilderung nicht ganz eindeutig ist. Der Pfeil zeigt nach links auf einen unbefestigten Weg, der nach einem steilen Anstieg parallel zum Hauptweg verläuft. Das macht vielleicht 2 Minuten aus, zum Glück gelangen wir bald wieder auf den richtigen Weg, der uns steil hinaufführt zum Grand Wintersberg , dem höchsten Punkt der Strecke mit 581 m. Danach geht es bis auf 2 kleine Zacken nur noch bergab.
So gebe ich beim finalen Downhill nochmal richtig Gas und erreiche das Ziel in 9:58:22 Stunden, ganze 90 Minuten schneller als letztes Jahr! Als 11. Frau von 36 laufe ich auf dem roten Teppich ein – mein Ziel, unter 11 Stunden zu bleiben, habe ich weit unterboten.
2. Tag Grand Défi des Vosges
Zum Glück muss ich heute nicht selber fahren, denn Robert ist heute auch mit dabei, er will den 25 km MAC VI laufen, für den er mir im letzten Jahr seinen Startplatz überlassen hatte.
Er kann sich deshalb ganz gemütlich vor Ort auf seinen Start vorbereiten, während es für mich um 8 Uhr auf die Strecke des Grand Défi des Vosges mit 43 km und 1500 Hm geht.
Ich habe heute aufgrund der Platzierung von gestern meine Kamera zu Hause gelassen, mal schauen, ob ich im Gesamt-Klassement für die Intégrale etwas reißen kann…
Der erste Teil der Strecke ist identisch mit dem MAC VI und ich merke meine Beine vom Défi gestern. Berghoch klappt gerade nicht so gut, und am Downhill habe ich deshalb sehr viele Läufer vor mir, die sich nur schwer überholen lassen. Schade, denn dieser Downhill ist recht schön zu laufen.
Der 2. VP befindet sich in Dambach und ist identisch mit VP 3 von gestern. Nach der ersten steilen Rampe laufen wir den Wintersberg über eine etwas andere Strecke hoch. Plötzlich wachen meine Beine wieder auf und ich meistere die Anstiege in einem guten Tempo. Ich wundere mich gerade selbst über mich..
Kurz vorm Wintersberg treffen wir auf einige Läufer des MAC VI, und es wird wieder voller. Diesmal laufen wir von einer Seite aus hoch, die ich noch nicht kenne. Spannend! Offensichtlich führen viele Wege auf den Wintersberg 🙂 Ein perfektes Trainingsgelände also!
Der Abstieg läuft gut, bis auf eine kleine Flachpassage. Flach zu laufen fällt mir schwer. Ich schaffe zwar nicht meine Zielzeit von 5:30, aber immerhin bleibe ich mit 5:39:21 noch unter 5:40.
Welche Überraschung! Ich bin 3. Frau der Kombiwertung Intégrale! Meine Freundin Aline, die den MAC VI gelaufen ist, wird 4. der Challenge Kombi und so landen wir beide auf dem Treppchen.
Ein fantastischer Abschluss eines perfekten Wochenendes bei den Vosgirunners!