K42 Mallorca – ein ganz besonderes Abenteuer. Der Lauf gehört zu der K42 Series mit sogenannten Adventure Marathons auf der ganzen Welt. Viele Höhenmeter, atemberaubende Landschaften und technische Trails sind das Markenzeichen dieser außergewöhnlichen Läufe.
Den K42 hatte ich schon seit einiger Zeit auf meiner Liste an Läufen, die ich unbedingt einmal machen wollte. Bei diesem hammerharten Trail werden gleich zwei Gipfel in der südlichen Tramuntana erklommen: der Galatzó (auch genannt „Matterhorn Mallorcas“) und der Mola de s’Esclop, zu deutsch: der „Holzschuh“, ein markanter Tafelberg. Beide wollte ich bei meinen Touren öfters schon besteigen (von Laufen kann man da schon nicht mehr reden), aber nie hatte ich es bis ganz nach oben geschafft – bin eben ein kleiner Angsthase, was das angeht.
Außerdem sollte es ein Vorbereitungslauf für den Ultra Mallorca im April werden, zumal beim K42 auch zum Teil auf der Ultra-Strecke gelaufen wird. Leider lief die Vorbereitung in 2015 nicht so prickelnd, denn Ende Januar plagte mich eine üble Laufverletzung mit Schmerzen im Bereich Wade und Schienbein. Eine eindeutige, zutreffende Diagnose konnte keiner wirklich geben, eben so wenig schlugen die diversen medizinischen Maßnahmen an inklusive einer Zwangspause den ganzen Februar über. Also Druck rausnehmen, Stress abbauen….aber: mein großer Traum, der Ultra Mallorca, und auch der K42, schienen geplatzt. Zum Glück wurden die Beschwerden aber dann doch von Tag zu Tag weniger, und ich beschloss, es beim K42 zu versuchen – als Testlauf für den Ultra sozusagen. Mit gemischten Gefühlen allerdings, denn meine Kondition hatte stark gelitten und ich befürchtete schon, die Cut Off Zeiten nicht einhalten zu können.
Morgens um 6:45 ging es los – der Shuttle Bus brachte uns Läufer von Paguera zum Start des Laufes an der Finca Galatzó, wo dann um 9:00 der Startschuss fiel. Das übliche Gedränge am Anfang, vor allem wenn man sich ganz hinten aufstellt und dann bei km 3 die erste Rampe Ses Sinies. Sieht zwar auf der Karte recht harmlos aus, aber die durchschnittlich 17% Steigung sind nicht ohne… Auf dem nächsten Flachstück konnte ich auch nicht wirklich Gas geben, denn der Weg bestand eigentlich nur aus Fels und spitzen Steinen – und trotz einiger Mallorca Trail Erfahrung bin ich auf solchen Trails immer noch zu vorsichtig.
Und dann der schwierigste Teil des Laufes: der Anstieg zum Galatzó – das letzte Stück die reinste Kletterpartie, bei der man sich auch mal mit den Händen behelfen musste. Die Nacht vorher hatte es geregnet, was den Aufstieg noch schwieriger machte. Glitschige Steine, Matsch und vereinzelt ein paar winzige Fleckchen Schnee…die schnellen Läufer kamen uns auf diesem Teilstück bei ihrem Abstieg entgegen. Und das Geniale wie immer bei den mallorquinischen Läufen: eine Superstimmung – die langsamen Läufer feuerten die schnellen an und umgekehrt: „Vamos! Animos! Anim!…“
Video vom Gipfel des Galatzó
Nach fast 2 (!) Stunden hatte ich es dann endlich auch auf den 1027 m hohen Gipfel des Galatzó geschafft (km 9), der Abstieg war noch heftiger… Zum Glück ging der steinige Gebirgspfad dann irgendwann in einen besser laufbaren Waldweg über, und ich konnte endlich etwas Gas geben und sogar einige Plätze gutmachen, die ich vorher bei der ganzen Kraxelei eingebüßt hatte…
Weiter ging es auf einem Teilstück des Ultra Mallorca (in umgekehrter Richtung) mit Kurs auf den zweiten Gipfel der Exkursion, dem Esclop. Die Kletterpassage zum Gipfel war zum Glück unproblematischer als beim Galatzó, und beim Abstieg stellte ich fest, dass ich bei meiner letzten Tour im Mai 2014 bloß 20 m vom Gipfel entfernt gewesen war, bevor ich aufgab und umdrehte….aber egal, denn dieses Mal hatte es ja geklappt!
Zurück ging es dann fast nur noch bergab, und ich freute mich schon über mein wiedergewonnenes Tempo. Doch dann die letzte „Gemeinheit“: der Torrent, ein ausgetrocknetes Bachbett voller Geröll und dicker Kieselsteine. Diese knapp 5 km gaben meinen Beinen dann den Rest, und ich war glücklich, als es dann endlich auf dem asphaltierten Radweg weiterging. Noch ein Stück querfeldein und zum Schluss noch ein paar nasse Füße geholt und dann zurück auf dem breiten Radweg neben der Autobahn, zugegeben nicht der schönste Teil der Strecke.
Aber dafür gab’s ja dann den grandiosen Zieleinlauf am Strand von Paguera, und wie beim Mallorca Trail wurde auch hier für jeden Finisher das Zielband neu gespannt. Eine schöne Geste – denn jeder, der dieses Abenteuer finisht, ist definitiv ein Sieger! Und für mich ein ganz besonderes Erfolgserlebnis nach der Zwangspause: ich weiß, ich werde den Ultra laufen können!