Beim Keufelskopf Ultratrail werden 3 Distanzen angeboten: der 78 km Ultratrail (früher 85 km, doch ein Teil der Strecke musste 2019 aufgrund von Naturschutzbestimmungen geändert werden), 44 km Marathon Trail und 24 km Short Trail.
Den Keufelskopf Ultratrail (KUT) wollte ich schon länger einmal mitlaufen, doch bisher hatte es nie so recht geklappt mit der Teilnahme. In den letzten Jahren stand entweder am gleichen Wochenende oder unmittelbar davor oder danach ein Event an und auch 2019 hatte ich erst andere Pläne. Aber manchmal kommt es eben doch anders und so entschied ich mich relativ kurzfristig, am KUT teilzunehmen, zumal die Deutschen Meisterschaften im Ultratrail hier ausgetragen werden sollten (2019 zum ersten Mal als offizielle Deutsche Meisterschaft in Kooperation mit der DLV). Noch dazu liegt der Startort Reichweiler nur 45 Minuten Fahrt von mir entfernt, die Gelegenheit also.
Also meldete ich mich also ganz spontan am letzten Tag der Anmeldung zur Meisterschaft an und kurz darauf erhielt ich auch die Email vom Veranstalter Eric Tuerlings mit der Bitte um meine Startpassnummer und ein paar weitere Angaben zur Meisterschaftsteilnahme – möglichst schnell, da die Liste mit den Anmeldungen noch am gleichen Abend zum DLV sollte. Gesagt, getan – zum Glück hatte ich noch einmal in meine Mails reingeschaut! Doch leider war wohl meine Mail im Spamordner des Veranstalters gelandet und meine Anmeldung nicht rausgegangen! Zum Glück hatte Eric das gleich am nächsten Morgen bemerkt und nach einem kurzen Telefonat mit dem DLV die Sachlage geklärt und meine Meisterschaftsteilnahmen gesichert. Uff! An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die Mühe!
Am Pfingstsamstag startete ich also zu meiner ersten Ultratrail-Meisterschaft. Dabei war die Vorbereitung alles andere als ideal: Ich unterrichtete spät abends noch einen Yoga-Kurs, kam dann erst zum Essen und so natürlich auch erst spät ins Bett, so dass ich gerade mal 3,5 Stunden Schlaf hatte. Irgendwie passte das aber ja zur nicht vorhandenen Vorbereitung, weil ich mich ja spontan dafür entschieden hatte 🙂 . Egal, dabei sein ist alles und die Gelegenheit vor der Haustür wollte ich auf jeden Fall nutzen!
Zum Glück war es an diesem Samstagmorgen nicht so heiß wie noch am Wochenende zuvor, dafür aber sehr windig. Ich hatte schon die Befürchtung, mit der übergroßen Meisterschafts-Startnummer (es gab gleich 2, eine Brust- und eine Rückennummer) abzuheben! ? Im Gegensatz zu den normalen Startnummern der anderen beiden Distanzen war diese ein wenig überdimensioniert fand ich. Zusammen mit der Startnummer bekamen wir einen kleinen Zettel mit der Startnummer drauf ausgehändigt, den wir beim Start mit uns führen und bei km 1,4 den Helfern an der Strecke abgeben sollten – zur Kontrolle, um zu sehen, wer auch wirklich zum Lauf angetreten war. Außerdem wurde uns wegen des großen Zeckenrisikos (ein guter Teil der Strecke verläuft auch über Wiesen) nahegelegt, lange Hosen zu tragen – ich rieb mich kurz vor Start vorsichtshalber nochmal mit Kokosöl ein, denn das enthält wohl ein Enzym, das diese Biester gar nicht mögen.
Pünktlich um 7 Uhr ging es los – und das wirklich plötzlich, denn es wurde nicht wie sonst üblich von 10 rückwärts gezählt – vielleicht habe ich es auch einfach nur nicht mitbekommen – denn plötzlich liefen alle los, die Ultraläufer mit den Marathonläufern zusammen (der Short-Trail startete 2 Stunden später). Nun ging es erstmal ein kleines Stück durch den Ort hindurch, über ein kleines Feld, die ersten Singletrails und nun durchquerten wir einen alten Bahntunnel (214 m), der aber zum Glück beleuchtet war. Dieser erste Teil der Strecke befindet sich übrigens komplett im Saarland, und erst bei km 16 sollten wir in die Pfalz zurückkehren.
Einer der wenigen asphaltierten Abschnitte auf diesem Teil der Strecke führt über die Talbrücke Oberkirchen, der Rest waren jedenfalls Waldwege und Singletrails vom Feinsten, weitestgehend auf MTB-Trails. Den Gipfel des Weiselberges erklommen wir diesmal nicht, wahrscheinlich war dieser den Streckenänderungen zum Opfer gefallen, der höchste Punkt dieses Streckenabschnittes war der Füsselberg. Ich bereute es ein wenig, diesmal wegen der Meisterschaft die Kamera nicht mitgenommen zu haben, denn es gab einige schöne Ausblicke zu genießen.
Hier merkte ich allerdings schon recht früh die Folgen meines späten Essens am Vorabend und des wenigen Schlafes, vor allem beim recht steilen Aufstieg zum Füsselberg…
Bei km 20 etwa (ich sage etwa, denn momentan spinnt meine Uhr ein wenig und zeigt immer 1-3 km zu wenig an) kamen wir wieder bei Reichweiler vorbei und an einem Schild, das das Ziel in 400 m ankündigte. Schön wärs – aber da waren ja noch ein paar km zu laufen! Aber ich war zum Glück in netter Gesellschaft, ich lief mit zwei Lauffreunden vom HartfüßlerTrail, die auf der Marathon-Strecke unterwegs waren, so war das ganze recht kurzweilig. Und nun folgte der anspruchsvollere Teil der Strecke! Ein ständiges Auf und Ab auf steilen Trails, die mit lustigen Schildern ausgestattet waren, auf denen Sprüche wie „Sinnlos Höhenmeter vernichten“ zu lesen waren.
„Sinnlos Höhenmeter vernichten“, das traf es hier recht gut, denn was wir runter liefen, mussten wir auch gleich wieder hoch – und ohne es wirklich zu bemerken, querten wir den Kleinen und den Großen Keufelskopf, der diesem Trail den Namen gegeben hatte. Ich hatte ihn jedenfalls später vermutet – aber wenn ich mich recht erinnere, gab es auf der Strecke sogar ein Schild mit der Aufschrift Keufelskopf Trail. Überhaupt hatten hier alle Trails Namensschilder, ein besonders lustiger Name war der „Arschbacken Trail“.
Diese ganzen Schilder, vor allem die mit den lustigen Sprüchen (einige davon habe ich in der Sprüche-Galerie zusammengetragen), sind auch ein Markenzeichen dieses etwas ungewöhnlichen Trails. Ein ganz besonderes Highlight – das, wie ich mir von „Wiederholungstätern“ habe sagen lassen, ursprünglich nur den Ultraläufern vorbehalten war – war eine kleine Zusatzverpflegung mitten im Wald, die mit dem Schild „Beware of the Chair“ ausgeschildert war: ein Campingstuhl mit mehreren Kästen Bier zur Selbstbedienung, was einige Läufer auch dankend annahmen und als kleine Stärkung für den Rest der Strecke nutzten. Ich verzichtete allerdings darauf, da ich Alkohol eh nicht sonderlich vertrage ? – aber witzig fand ich die Idee durchaus.
Nach dieser kleinen Erfrischung trennten sich bald unsere Wege, meine Begleiter bogen weiter in Richtung Ziel ab (was auch noch etwa 12 km waren), und ich bog auf den Ultra-Teil der Strecke ein. Ein wenig beneidete ich sie darum, und wenn eine Kürzung auf die Marathon-Strecke nicht ein DNF bedeutet hätte (man kann zwar am Renntag noch ummelden, sich aber nicht mehr während des Laufs umentscheiden), wäre ich wahrscheinlich mit ihnen den Rückweg angetreten – aber so lief ich eben weiter auf der Ultra-Strecke.
Nun wurde es schlagartig einsamer auf der Strecke, denn während wir vorhin noch die Gesellschaft der Marathonis und der Short-Trailer um uns hatten, waren wir Ultraläufer nun unter uns. Aber es war ja jetzt „nur noch ein Marathönchen“ zu laufen, wie ein weiteres Schild mitteilte. Ganz froh war ich auch um die vielen Schilder mit den km-Angaben, die aber meist „krumme“ Zahlen zeigten, wie etwa 32,9 oder 34,7 km – denn meine Uhr zeigt derzeit immer zu wenig an, keine Ahnung, woran das liegt. Aber ich war froh, mich nicht nach der Uhr richten zu müssen, denn der Trail hatte mich bis dahin schon einige Körner gekostet.
Am nächsten VP bei km 47,5 (Betonung liegt auf Komma 5 habe ich mir sagen lassen ?) kam ich dann endlich mal auf die Idee, etwas zu essen, zumindest mal ein Gel, viel ging nicht, da ich mich nicht so gut fühlte schon seit Beginn des Laufes. Sowas ist immer fatal, gerade auf Ultrastrecken, und leider habe ich das leidige Thema Essen auf Ultraläufen noch nicht so richtig im Griff. Immerhin gab es am VP noch ein paar Salzstangen, die die Helferinnen uns dort spendierten – denn normalerweise herrscht beim KUT strenge Selbstversorgung, an den VPs gibt es nur Wasser, Essen muss man selbst mit sich führen und zusätzliche Getränke kann man im Vorfeld dort deponieren lassen (das mit den Zusatzgetränken hatte ich in der Ausschreibung leider überlesen, würde ich in Zukunft wohl aber so machen). Kurz hatte ich hier auch mit dem Gedanken gespielt, auszusteigen – aber zum Glück tat ich das dann doch nicht.
Jedenfalls ging es jetzt schon wieder etwas gestärkter weiter, außerdem war ich kurz vom VP auf einen netten Begleiter getroffen, Franz, mit dem ich von nun an zusammen lief. Das gab nochmal etwas Zusatzmotivation, und in der Tat motivierten wir uns gegenseitig zum Weiterlaufen. Noch ein Vorteil, wenn man zu zweit läuft: das Risiko, sich zu verlaufen wird geringer. Die Strecke ist zwar an sich perfekt markiert, alle paar Meter kommt die nächste Markierung, aber an einigen Stellen bestand trotzdem die Gefahr, einfach geradeaus weiterzulaufen statt abzubiegen.
Dieser Teil der Strecke verläuft größtenteils auf dem Saarhunsrücksteig, vor allem auf dem Bärenbachpfad. Dort gibt es übrigens teilweise keinen Handyempfang – das war also die Stelle, die uns im Briefing angekündigt wurde.
Nach ein paar steilen Anstiegen, bei denen ich um die Trailstöcke dann doch recht froh war, kamen wir wieder auf den Teil der Strecke, den wir mit den Marathonis und den Short-Trailern gemeinsam hatten – und dieser Teil der Strecke hatte es wirklich in sich! „Die letzten 10 km dieses Laufs sind zermürbend“ kündigte ein Schild an – wie wahr!
Ich bekam nun auch langsam meine Quittung dafür, dass ich kaum etwas hatte essen können – bei den steilen Anstiegen, an denen man sich teilweise am Seil hochziehen musste, wurde mir regelrecht schwindlig – und ich war so froh und dankbar darüber, hier nicht allein im Wald umherirren zu müssen! Mit Laufen war hier allerdings nicht mehr viel drin, ich konnte fast nur noch wandern…
Durch einen alten Steinbruch hindurch führte uns unser Weg um Reichweiler herum, vorbei am Haus des Veranstalters, wo eine extra Mülltonne für Beschwerden aufgestellt war (von meiner Seite gabs aber nix auszusetzen 🙂 ) – und mit einer kleinen Extra-Verpflegung etwa 2 km vorm Ziel, wo uns laute Musik empfing und uns Cola, Wasser und Bier angeboten wurden. Die Cola nahm ich dankbar an, so konnten wir das letzte Stück des Trails wieder einigermaßen laufend angehen – mal abgesehen von der extrem steilen Rampe am Schluss, hinter dem Campingplatz, einige hundert Meter vom Ziel entfernt. Nun traf ich auch wieder auf das 400 m Schild von heute morgen, und das letzte Stück konnten wir bergab einfach rollen lassen- direkt ins Ziel. 12:40h, uff, das wäre sicher auch schneller gegangen, doch Hauptsache gefinisht!
Im Ziel dann noch die Überraschung: bei der Siegerehrung, die gerade im Gange war, wurde ich plötzlich aufgerufen – ich hatte in der Meisterschaft noch den 3. Platz in meiner Altersklasse gemacht – damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet! Mein Begleiter Franz übrigens auch, perfekt! An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die Begleitung – allein hätte ich schon längst aufgegeben!
Zum Vergleich – die Siegerzeiten der DM Ultratrail 2019:
Männer
- Andre Collet 7:16:29
- Max Kirschbaum 7:24:22
- Martin Ahlburg 7:26:09
Frauen
- Pia Winkelblech 8:37:15
- Annette Müller 9:07:33
- Pamela Veith 9:11:48
Zu meiner Freude erfuhr ich dann noch, dass man mit dem Auto bis zu den Duschen am Sportheim vorfahren konnte – denn meine Motivation, die schwere Sporttasche nach 78 harten km nochmal so weit zu schleppen, hielt sich durchaus in Grenzen ?
Die Cutoffs werden streng eingehalten, sind aber sehr human, die Strecke kann im 12er Schnitt gewandert werden, ist also auch für langsamere Läufer machbar (Cutoff nach 15:30 h).
Ich kann nur empfehlen, sich an den VPs Getränke deponieren zu lassen und wer oft Probleme mit Zecken hat, sollte auf jeden Fall vorsorgen – denn ein großer Teil der Strecke verläuft auch über Wiesen im Zecken-Risikogebiet. Stöcke braucht man nicht unbedingt für die kürzeren Strecken, für den Ultra fand ich sie aufgrund der Länge der Strecke doch sehr hilfreich – aber das hängt natürlich auch ein wenig vom jeweiligen Läufer ab.
Die Markierung ist vorbildlich, und die ganze Veranstaltung hat einen familiären Charakter und ist liebevoll organisiert. Für mich wird es nicht nur aufgrund der heimatlichen Nähe mit Sicherheit eine Wiederholung geben, dann aber vielleicht doch auf der Marathon-Strecke! ?
Trail Steckbrief Keufelskopf Ultratrail
Download GPX Website des Laufs
Marko
Hi Martina, bin über deinen 5. Platz bei Campz (Glückwunsch!) mal wieder auf deinen Beitrag gestoßen. Wir waren beide beim Keufelskopf am Start letztes Jahr (ich hatte dich später wegen des Fotos vom Spruchschild gefragt). Dieses Jahr wird das Rennen ja wohl leider ausfallen müssen…
Martina
Hallo Marko! Danke für die Glückwünsche! Bis jetzt ist der KUT ja noch nicht endgültig abgesagt, aber vermutlich wird es wohl so kommen, leider. Ich hab ja noch die Hoffnung, dass die Lage sich bald bessert. Auf jeden Fall wird es für mich beim KUT eine Wiederholung geben, wenn nicht dieses Jahr, dann sicher 2021! ?
LG Martina
Master of Running
Sehr schöner Bericht über den K-UT! Kann ich nur Zustimmen was du geschrieben hast.
Martina
Danke! Auf jeden Fall ein Lauf, den ich auch mehrmals laufen würde – zumal quasi direkt vor der Haustür 🙂