Im Rahmen des Les Deux Alpes Outdoor Festivals, bei dem es an 3 Tagen Events und Wettbewerbe in den Disziplinen Trailrunning, Mountainbike, Skate und Ski/Snowboard gibt, fand dieses wie auch schon letztes Jahr der Les Deux Alpes 3600 Summit Trail statt, ein 39 km Skyrunning Trail mit 2900 Hm und einer Querung des Gletschers von Les Deux Alpes auf 3400 m, übrigens einer der flächenmäßig größten Gletscher Europas, auf dem auch im Sommer Ski fahren und Snowboarden möglich ist.
2016 hatte ich hier bereits an meinem ersten Vertical Race teilgenommen, und dann auch gleich ein doppeltes Vertical Race – Double Verticale du Diable, 7,5 km mit 2000 Hm mit Ziel auf 2800 m. Damals war ich schon so begeistert von dem Event, so dass mir die Entscheidung für den Gletscher Trail auch gar nicht schwer fiel – zumal ich sowieso schon immer den Gletscher hochlaufen wollte und nicht nur bequem mit der Gondel hochfahren wie sonst. Und da wir gerade zu dem Zeitraum im etwa 45 Autominuten entfernten Alpe d’Huez Urlaub machten, war das die Gelegenheit! Und obwohl ich wusste, dass ich nach 2 Tagen Aufenthalt vorher nicht genügend akklimatisiert sein würde für so eine große Höhe, wollte ich es dennoch versuchen.
Der Summit Trail startete pünktlich am Sonntagmorgen, 23. Juni um 8 Uhr, zusammen mit den Läufern des 20 km Trail de la Fée, mit denen wir die ersten 8,5 km zusammen liefen. Es war heißes Wetter vorausgesagt, 21°C (gefühlte 27°C) auf 1800 m.
Vom Start weg verliefen die ersten 3 km erstmal relativ flach, dann folgte ein mit 1,5 km und 400 negativen Höhenmetern abwärts ein recht matschiger und steiler, aber gut zu laufender Downhill. Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich die ersten 3 km nicht schneller gelaufen war, denn den Downhill hätte ich durchaus schneller laufen können, aber nun hing ich hier erstmal fest. Zum Glück ging es bald aber wieder etwas flotter weiter, und in dem kleinen Dörfchen Cuculet mit Blick auf den Stausee Lac du Chambon startete bei km 5 unser langer, langer Anstieg zum Gletscher.
Zunächst durch den Ort durch, dann ein steiler Anstieg im Wald, und bald folgte eine wunderschöne alpine Wiesenlandschaft mit Blick auf die umliegenden Berge von Les Deux Alpes. Was für ein wunderschönes Panorama! Bei diesem Anstieg war ich noch recht gut drauf und konnte sogar einige Läufer der 20 km Strecke überholen. Über eine Brücke querten wir einen beeindruckenden Wasserfall, die Cascade de la Pisse 🙂 und bald darauf trennten sich am ersten VP die Wege der beiden Distanzen.
Nun ging es hinauf, vorbei am wenig spektakulären Chalet de la Fée, das dem 20 km Trail wohl seinen Namen gegeben hatte, und so langsam gewannen wir an Höhe. Auf 2400 m etwa ging es dann die erste schneebedeckte steile Skipiste hoch, und ich beschloss, meine Snowline Spikes * anzuziehen, mit denen ich etwas mehr Grip hier hatte.
Doch bald musste ich die schon wieder ausziehen, wir erreichten den 2565 m hohen Pass Col des Gourses, eine breite Schotterpiste, die bis zum Gletscher hoch führt und komplett mit Allterrainfahrzeugen, aber auch Mountainbikes zu befahren ist. Übrigens eine der wenigen Gelegenheiten, mit dem MTB bis auf fast 3200 m Höhe (Col du Jandri) zu kommen! Die Straße gehört zu einer der höchsten befahrbaren Straßen der Alpen.
Wir jedoch liefen nicht über die Straße weiter hoch, sondern über steile Schotterhänge, die richtig viel Kraft kosteten, zumal die Luft immer dünner wurde. Ab und an kreuzten wir die Straße und ein paar Mountainbikes und Motocrosser kreuzten unseren Weg.
Nun wechselten sich verschneite Skipisten, Geröllfelder und Schotterpisten ab, das letzte Stück bis zum Gletscher hoch auf 3200 m (Col du Jandri) liefen wir auf der Schotterstraße, bis wir an der 2. VP ankamen, direkt neben dem Gletscherrestaurant und der Liftstation Jandri Express.
Dort herrschte bereits reges Treiben, denn der Sommerski war noch in vollem Gange, und auch am VP war recht viel los, da dieser VP zweimal passiert wurde, einmal vor und einmal nach dem finalen Aufstieg zum Gletscher, zum höchsten Punkt der Strecke auf 3400 m.
Die letzten 200 Höhenmeter hatten es echt in sich! Denn wir liefen das letzte Stück auf einer steilen Skipiste hoch, direkt neben dem Schlepplift der Skifahrer. Ich beneidete sie darum – und so sehr ich Schlepplifte noch aus meinen 2 Skiurlauben mit der Schule hasse, in diesem Moment hätte ich mich lieber vom Lift nach oben ziehen lassen! Die Läufer, die von oben herunter kamen, feuerten uns an und riefen uns Mut zu. Das fand ich klasse!
Oben am Gletscher noch ein kleines Highlight: die Aussichtsplattform Passerelle du Belvédère – noch vor zwei Jahren hätte mich da niemand drauf bekommen – letztes Jahr hatte ich mich zum ersten Mal drauf getraut und jetzt beim Lauf konnte ich sogar runter filmen und mich selbst filmen – von Höhenangst war hier nichts mehr zu spüren! Zum Fotomachen blieb allerdings nicht viel Zeit, denn ich musste den Cutoff bei km 23 im Auge behalten und jetzt bergab ein wenig Gas geben!
Das ging ganz gut durch den Schnee runter, dank der Spikes, die ich noch anbehalten hatte, rutschte ich auch nicht zu sehr und ich feuerte meinerseits die Läufer an, die mir von unten her entgegenkamen. Die würden sich nachher noch ein wenig mehr beeilen müssen als ich, denn bis zum Cutoff blieben gerade einmal 80 Minuten!
Der folgende Downhill verlief über die Skipiste bis zum Fuß der Tête de la Toura, wo der Cutoff sich befand. Größtenteils noch durch den Schnee, dann über eine Schotterpiste und der letzte Anstieg über Blockwerk. Richtig schnell war ich hier zwar nicht unten, zu sehr hatte die Höhe mich mitgenommen, aber immerhin hatte ich noch 40 Minuten Luft zum Cutoff! Uff! Ich dachte, ich hätte, das schlimmste bereits überstanden, da sagte man mir hier etwas von einem zweiten Cutoff 4 km später um 15:30 Uhr. Zweiter Cutoff? Davon stand nichts im Reglement und beim Briefing hatte ich auch nichts davon mitbekommen….
Wie dem auch sei, nun folgte ja ein Downhill, der auf 4 km (wie sich später herausstellte 6 km) 1300 negative Höhenmeter machte – das verhieß erstmal nichts Gutes. Vom Veranstalter war der Downhill als „très très exigeant“ (sehr sehr anspruchsvoll) beschrieben worden, das war allerdings noch untertrieben. Denn mein erster Blick runter zeigte mir schon Seile und einen sehr technischen Abstieg. So gern ich ja downhille (steile, aber laufbare Downhills), extrem technische Downhills liegen mir (noch) nicht so sehr. Deshalb ging es jetzt sehr langsam runter über Kletterpassagen, Blockwerk und Schneefelder. Zum Glück wurde die Strecke bald wieder etwas laufbarer (es war immerhin sowas wie ein Weg zu erkennen), aber so richtig schnell war ich trotzdem nicht. Zu sehr waren meine Beine und mein ganzer Körper von dem extrem steilen Anstieg und der Höhe mitgenommen. Ich freute mich darauf, bald wieder in „normale“ Höhen unterhalb der 2000 m zu gelangen – doch da schlug dann die Sommerhitze brutal zu! Schatten gab es keinen, und ich freute mich umso mehr auf eine kalte Cola am 3. VP in St. Christophe.
Aber wie das immer so ist, wenn man die VPs am dringendsten braucht: der VP kam und kam nicht. So langsam wurde auch die Zeit bis zum 2. Cutoff knapp. Endlich erreichte ich den VP, statt bei km 27 bei km 28,8 mit 4 Minuten zum Cutoff. Dort blieb mir nicht viel Zeit für eine kalte Cola, denn ich musste den VP auch vor Ablauf des Cutoffs wieder verlassen haben. Schnell nur gerade die Flaschen auffüllen mit etwas frischem Wasser und etwas Cola…und weiter gings! Frisches Wasser, um meinen Kopf zu kühlen, musste ich mir an einem Brunnen im Ort holen…
So, nun war ich also tatsächlich die letzte…denn die Läufer, die noch hinter mir waren, konnten es unmöglich durch den Cutoff geschafft haben. Zumindest gab es jetzt keinen weiteren Cutoff, dessen hatte ich mich am letzten VP vergewissert, nun konnte ich mir also Zeit lassen. Denn viel war nun nicht mehr drin, vielleicht hätte mich eine kurze Pause am VP, die ich ja leider nicht mehr hatte, wieder fit machen können, vielleicht auch nicht…
Beim nächsten Anstieg spielte ich auch kurz mit dem Gedanken, wieder nach St. Christophe zurückzulaufen, auszusteigen und mich dort abholen zu lassen – aber ich zog weiter. Der Weg – ein kleiner Balkonweg mit tollem Panorama – war eigentlich sehr schön, hatte aber leider ein kleines Manko: bis auf ein paar kleine Bäume am Wegesrand kein Schatten!
So langsam wurden die Passagen deutlich ausgesetzter, und es folgten die ersten seilversicherten Passagen des Secteur des Câbles. Seile an mehr oder weniger flachen, aber sehr schmalen Stellen, aber auch an extrem steilen und schwindelerregenden Passagen.
Hier hatte ich dann doch wieder einen kleinen Anflug von Höhenangst, zum Glück traf ich hier auch wieder auf zwei andere Läufer – und der Besenläufer schloss zu uns auf… Sobald der von meiner Höhenangst mitbekam, benachrichtigte er über Funk jemanden von der Bergwacht, der mich über die schwierigen Passagen begleiten sollte. Mit meiner Höhenangst wurde es aber bald wieder besser, nicht zuletzt dank meiner freundlichen Begleitung als Versicherung im Hintergrund. Die Helfer hier an der Stelle waren sehr nett und versorgten uns noch dazu mit frischem Wasser, denn es war sehr sehr heiß. Einer der beiden Läufer musste allerdings zurückbleiben und Hilfe vom Sanitäter bekommen, denn er war verletzt und konnte nicht mehr weiter.
Zum Glück war der „Kabelsektor“ bald zu Ende, und es folgte noch ein kleiner Balkonweg über eine Wiese, die „Prairie des Perrons“, wo es im Zickzack noch einmal den letzten Anstieg zur Croix des Perrons hochging. Dort erwarteten uns noch einige Helfer mit frischem Wasser, und so gestärkt, ging es nun endlich endlich zum letzten Downhill nach Les Deux Alpes! Immerhin noch 3 km, aber nun erstmal nur bergab, dann flach, und es war anfangs sogar ein wenig Schatten dabei!
Wirklich laufen konnte ich allerdings nicht mehr, denn mir war seit einiger Zeit (seit St. Christophe) auch schon richtig schlecht wegen der Hitze, aber endlich war das Ziel in Sicht! Robert erwartete mich dort und ein Sprecher, der mich noch mal anfeuerte. Ein letzter Schlusssprint, und endlich war es geschafft! Bald darauf kam auch der letzte Läufer ins Ziel, den ich im Kabelsektor getroffen hatte, und nun konnte der Veranstalter auch endlich Feierabend machen :-).
Toll organisiert, die Hinweise auf der Website waren allerdings schwer zu finden, der 2. Cutoff war überhaupt nicht erwähnt. Die VPs sind gut bestückt und ausreichend vorhanden und auch die Cutoffs sind sinnvoll vor den schwersten Passagen gesetzt.
Entsprechende Höhenakklimatisierung ist dringend zu empfehlen wegen der großen Höhe. Spikes sind nützlich, aber nicht unbedingt erforderlich – Stöcke schon eher 🙂
Wer keine 39 km laufen will, kann sich auch auf dem einfacheren 20 km Trail versuchen, auf der Double Verticale oder den beiden kürzeren Trail- und Wanderstrecken.
Pflichtausrüstung:
- Mütze
- Sonnenbrille
- Pfeife
- Rettungsdecke
- Ausreichend Wasser (gerade in großer Höhe braucht man viel mehr!)
- Handy
Empfohlen:
- Stöcke
- Sonnencreme (die Höhensonne ist nicht zu unterschätzen, nicht nur bei sehr heller Haut!)
- Schuhe mit gutem Grip auf Schnee
Nützlich, aber nicht unbedingt notwendig: