2014 war ich zum ersten Mal in Chamonix, weil meine bessere Hälfte – die eigentliche Bloggerin hier – den Marathon du Mont Blanc auf dem Programm hatte.
Im Rahmen der Akklimatisierung sind wir am ersten Tag von Chamonix mit der Seilbahn hoch nach Plan Praz auf 2000 Meter. Aus Chamonix raus verläuft die Straße recht steil zur Bahn und aus der Bahn hat man einen tollen Blick auf einen schmalen Pfad, der in zahlreichen Serpentinen nach oben führt. Mein Ausruf: „Cool, da würde ich gerne mal hoch“ wurde mit einem „Da führt ein Lauf hoch, mach den doch nächstes Jahr mit“ quittiert.
Nicht weiter nachdenkend war für mich klar: das ist doch mal ein schönes Nachmittagsprogramm. Übermotiviert würde ich das nennen, da ich nur außerhalb der Radsaison gelegentlich ein bisschen laufe. Und das „bisschen“ ist durchaus ernst gemeint: 1-2x pro Woche und das nicht kontinuierlich. Trainingsvorsätze waren schnell gefasst und dann kam Zeit zum Nachdenken, die ich mehr oder vor allem eher weniger genutzt habe, um zu dem Schluss zu kommen, mich anzumelden. Es gab nur 500 Startplätze und schnell war klar, dass ich einen ergattert habe.
Als das Hirngespinst dann Realität wurde, habe ich mich mal näher mit der Strecke befasst: 3,8km und 1000 Hm. Im Schnitt also rund 25% Steigung…in der offiziellen Ausschreibung garniert mit: schwindelfrei, Via Ferrata, freie Passagen….OKAY. Aber jetzt bin ich angemeldet und dann mach ich das auch – wenngleich ich keine Ahnung habe, wie das ist.
Motivierend dabei war: den Start der KM vertical Läufer hatte ich 2014 ja gesehen: alle 15 Sekunden ein Starter, die Weltelite nach einem kurzen Break dann genauso. Die City von Chamonix in hellem Aufruhr und vom ersten bis zum letzten Starter eine Wahnsinnsstimmung!! Da wollte ich auch mal dabei sein (während „meine Verrückte“ 2015 den 80km Lauf macht).
Morgens kann man dann noch Rad fahren (die 80km’ler starteten schon um 4 in der Früh, was ich persönlich widerlich finde als Startzeit 😉 ) und mittags dann auf zum KM vertical.
Naja: beflügelt durch die Stimmung setzte schnell die Schnappatmung ein und ich nahm direkt Tempo raus. Überholte in kurzer Zeit meinen Namenskollegen vor mir, was dazu führte, dass vor, neben und hinter mir ROBERT gerufen wurde (der Name stand auf der Startnummer).
Das war aber bald vorbei und nach und nach kam in den Serpentinen dann das Überholen derer, die zwar früher gestartet waren (man musste seine geschätzte Zeit bei der Anmeldung angeben), aber wegen Hitze und Schwierigkeit der Strecke schon früh völlig rausnehmen mussten.
Sehr schön: man macht sich gegenseitig Platz, feuert sich an und hat auch bei max. Puls noch warme Worte für die „Konkurrenz“. Warme Worte übrigens in jeder Sprache, denn hier ist alles am Start. Die Verbundenheit der Läufer und die Begeisterung der Zuschauer, die vom Top-Athleten bis zum Langsamsten alle anfeuern, beschert einem eine Super-Atmosphäre.
In den steilsten Stücken kommt man dann um die Kurve, erblickt Fotografen, Kameraleute und…..und…naja: man denkt sich: Mist! Hätte ich mal vorher gewusst, dass da einer hockt mit ’ner Kamera…hätte ich wenigstens versucht, locker zu wirken oder nicht so blöd zu kucken.
Gleichzeitig denkt man sich sch…drauf, aber vor allem: die hocken da nicht ohne Grund. Denn nach der Asphaltrampe, den Sandserpentinen und Geröllhaufen kommen nun noch Seil-, Tritt- und Leiterpassagen. Technisch wird es also nach rund 2,5 der knapp 4 km und da sollte man wirklich noch klar im Kopf sein und nicht nur Sternchen sehen.
Jetzt werden natürlich auch die Zuschauer wieder mehr, die via Seilbahn von oben der Strecke näher kommen. Es wird hier also wieder laut, stimmungsvoll und lustig! Lustig mit den Treppen, dem Schotter und dem sandigen Schlussanstieg.
Ein Schwede überholt mich noch und gratuliert mir im Ziel, ein Franzose verglich direkt seine Zeit mit meiner weil er „meinen Atem im Nacken spürte“ und ein Italiener ging mit mir auf die Suche nach den Kleidersäcken, die man zuvor im Tal abgeben konnte.
Als Starter kann man die Seilbahn ins Tal zurück kostenlos nehmen und sich dabei von den Leuten ringsherum noch Glückwünsche und Bewunderung abholen. Ich finde das genial, denn eigentlich bin ich da ja nur mal schnell (?) ’nen Berg hoch und wieder runter. Eine Stunde sportlich und fertig. Aber dort wird das echt zelebriert, gewürdigt und als etwas Besonderes hervorgehoben. Dafür kann man den anderen Läufern und den Zuschauern nur danken!
Ach ja: die Veranstaltung ist so getimed, dass man als Amateur noch mit der Bahn runter kommt und die Weltelite beim Start erlebt. Besonders genial: auch die Elite ist beim Start unter den Zuschauern und Amateuren unterwegs und nicht wie bei großen Stadtläufen nahezu abgeschirmt von allen.