Der Saarschleife TrailRun – ein Laufevent im nördlichen Saarland, rund um das Wahrzeichen des Saarlandes, die Saarschleife. Es gibt 4 Distanzen zur Auswahl, von 8,6 – 52,7 km. Neben dem Laufevent findet auch noch ein Mountainbike-Event am nächsten Tag statt.
Den Saarschleife Trail war ich bisher noch nicht gelaufen, obwohl er in meiner Heimat stattfindet, ca. eine Dreiviertelstunde von meinem Wohnort entfernt. Einen sehr guten Ruf genießt er nicht in der saarländischen Läuferszene, der Lauf ist bekannt für seine schlechten Markierungen und es gab in der Vergangenheit auch häufiger Mängel bei der Organisation. Ich war auch etwas skeptisch, da ich den Veranstalter noch vom Trail Römische Weinstraße (TRW) kannte, wo ich nach zweimaliger Teilnahme mit viel Verlaufen beschlossen hatte, nie wieder daran teilzunehmen. Den TRW gibt es mittlerweile nicht mehr, und ich wollte dem Event doch noch mal eine Chance geben, zumal ich für das Wochenende eine Trainings-Doppelbelastung geplant hatte, da passte der Lauf gut rein.
Etwas unkonventionell, das gebe ich zu, aber der Plan sah so aus: Samstags die 35 km beim Saarschleife Trail und sonntags den Halbmarathon in Noswendel (Landschaftslauf) zu laufen, beides schnell.
Gesagt, getan, und so stand ich am Samstag am Cloef-Atrium am Start, übrigens der Ort, wo ich 2007 meinen allerersten Wettkampf, den 5 km Cloeflauf, gelaufen war. Sozusagen auch ein etwas nostalgischer Lauf…
Ein kurzer Blick auf den Streckenplan machte mir meine Strategie klar: da es am Anfang erstmal nur bergrunter ging und am Ende nur noch hoch, beschloss ich, gerade am Anfang und auf allen Downhills richtig Gas zu geben, da das Downhillen eher meine Stärke ist. So wollte ich das rauslaufen, was ich berghoch an Zeit wieder einbüßte.
Also stellte ich mich weit vorne im recht überschaubaren Startfeld auf, denn den ersten recht technischen Downhill wollte ich richtig runterbrettern. Beim Briefing wurde uns gesagt, dass wir zum Teil auf MTB Trails laufen würden, dass die Strecken aber unterschiedlich gekennzeichnet seien: für die Mountainbiker gabs orangene, für die Läufer blaue Pfeile mit der Aufschrift „RUN“. Wir witzelten noch, ob wir nicht doch besser eine Stirnlampe hätten mitnehmen sollen, schließlich weiß man ja nie, wie lange es am Ende dann doch dauert und ob es wirklich bei den 35 km bleibt…
Pünktlich um 8 Uhr ging es los, und wie erwartet musste ich schon die ersten Überholmanöver am Downhill starten, was aber kein Problem war, denn die Läufer machten mir bereitwillig Platz. Alle, bis auf eine – als ich auf die bis dahin erste Frau stieß (wir waren ca. bei km 1), bekam ich auf meine Frage „Darf ich vorbei?“ die eher brüske Antwort: „Nein. Ich bin derzeit die erste Frau, ich lasse niemanden vorbei.“ Hm…d.h. also deshalb Erste werden, weil man die anderen behindert…und das bei km 1. Zum Glück bot sich im nächsten Moment die Gelegenheit, zu überholen, was ich auch tat, ab da: Feuer frei! Schon komisch, ich ticke da ganz anders, und wenn jemand schneller ist als ich, lasse ich ihn auch vorbei. Könnte ja auch sein, dass sie am Berg hoch mich wieder einholt…
Aber nichts dergleichen passierte, und so lag ich gleich am Anfang in Führung. Schon komisch, damit hätte ich jetzt auch bei so einem kleinen Lauf nicht gerechnet, und eigentlich hatte ich auch keine Lust darauf, aber wenn es denn mal so passiert… ?
Die Streckenführung lief auf den ersten Kilometern sehr gut, und ich freute mich darüber, dass die Markierungen doch besser waren als gedacht. Lediglich an VP1, wo sich die 18 km Strecke von unserer trennte, fand ich es etwas unübersichtlich. In Führung liegend, machte ich hier auch nicht halt, aber so schlimm war das bei der Auswahl am VP auch wieder nicht.
Bei km 11 kam dann allerdings eine Stelle, an der es unklar wurde: keine Markierung, an einem Baum zeigte ein aufgesprühter Pfeil nach rechts, aber das war die falsche Richtung – zum Glück rief mich ein Läufer wieder zurück auf die richtige Strecke. Mittlerweile war auch die 2. Frau zu mir aufgeschlossen (nicht die, die ich überholt hatte), und ich musste sie berghoch ziehen lassen, da war sie einfach schneller. Doch zum Glück kam gleich der nächste längere Downhill, und ich landete wieder vorne.
Beim nächsten VP machte ich deshalb auch wieder nicht Halt. Einen Downhill hatte ich noch, den wollte ich noch rauslaufen – bis zum Schlussanstieg.
Wir waren mittlerweile bei km 23, noch ein wenig runterlaufen auf einem geilen Downhill, der zugegebenermaßen eher nach einem MTB Trail aussah. Es waren plötzlich auch nur noch Markierungen für das MTB-Event zu sehen, die blauen Pfeile für die Läufer fehlten. Oh nein, ich hatte mich doch nicht etwa verlaufen??? Ein Läufer kam mir entgegen und meinte, er hätte schon seit einiger Zeit keine Laufmarkierungen mehr gesehen. Oh nein, bitte nicht!
Wir liefen also wieder zurück, um den richtigen Weg wiederzufinden, da kamen auch schon die 2. und die 3. Frau (auch nicht die vom Anfang) an. Da war er also, mein Vorsprung. Noch vorm Downhill. Mittlerweile in einer recht großen Gruppe rätselten wir alle, wo es denn jetzt wohl lang gehen sollte – ein Déjà-Vu, wie beim TRW 2014, wo sich Platz 2-5 der Frauen kollektiv verlaufen hatte…
Ein Läufer der Langstrecke lief zu uns auf und meinte, das sei normal, manchmal fehlten die blauen Pfeile einfach. Also liefen wir in der Gruppe auf sehr MTB-lastigen Trails weiter, irgendwo musste der Weg ja hinführen, gab ja nix anderes.
Endlich! Ein blauer Pfeil tauchte plötzlich aus dem Nichts auf und zeigte auf einen schmalen Single-Trail. Also lief die ganze Mannschaft auf den Trail, der jedoch sehr zugewuchert war. Irgendwie hätte doch jetzt bald der VP kommen müssen…und das ganze Gestrüpp…und dann tauchte auf dem Weg oberhalb von uns ein weiterer Läufer auf, der auch gerade versuchte, sich zu orientieren. Das war doch die Stelle, wo wir vorhin waren?! Mist, wieder verlaufen!!! Also ganze Mannschaft kehrt, und zurück auf den Weg, wo wir feststellten, dass hinter unserem blauen Schild noch ein zweites mit der Aufschrift: 100 m stand…also erst in 100 m abbiegen… Wer lesen kann, ist klar im Vorteil – aber das war wirklich sehr missverständlich an der Stelle.
Wir liefen nun also alle zusammen weiter bis zum nächsten VP, etwas demotiviert, denn sowas ist echt einfach nervig. Vielleicht war das mit der Stirnlampe doch gar nicht so weit hergeholt?
Auch beim nächsten Anstieg bleiben wir weitgehend zusammen, am Schluss ließ ich mich dann aber etwas zurückfallen, irgendwie war meine Motivation mittlerweile sehr gesunken.
So liefen die beiden anderen zusammen ins Ziel, ich lief als 3. 2 Minuten später ein. Vielleicht hätte ich mich doch etwas zusammenreißen sollen, zu dritt ins Ziel wäre noch cooler gewesen ? So landeten wir jedenfalls gleich nach dem Zieleinlauf auf der Bühne für ein Interview, und auch die Siegerehrung folgte gleich darauf.
Und nun dürft ihr raten, was es als Preis für die 3 Erstplatzierten gab: einen Freistart fürs nächste Jahr! Hm…sollte ich mich nun freuen? Wir werden sehen…
Kurz darauf, etwa 20 Minuten später lief übrigens die 4. ein, die mich anfangs nicht vorbeilassen wollte.
Man fragt sich: heißt der Lauf SaarschleifeRun wegen der Saarschleife oder wegen der vielen Schleifen, in denen die Strecke verläuft? Denn teilweise kreuzen sich die Strecken, so dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass man mal eine Schleife mehr läuft. Ich hatte am Ende 2 km mehr auf der Uhr, andere sogar deutlich mehr. Selbst auf den kürzeren Strecken gab es sehr viele „Irrläufer“. Da muss man hoffen, dass das ganze nicht zu einer Endlosschleife wird.
Auf der Langstrecke fehlte wohl ein Verpflegungspunkt, wie gut, dass die Temperaturen auf schwüle, aber angenehmere 18 Grad gefallen waren – im Vergleich zu den 40 Grad vom Vortag – da wäre ein fehlender VP übel gewesen.
Natürlich ist es nicht einfach, so ein Doppelevent zu stemmen, aber es bleibt zu hoffen, dass diese Mängel beseitigt werden, denn eigentlich ist es ein schöner Lauf auf einer sehr schönen und liebevoll ausgewählten Strecke.
Ob ich den Freistart wirklich nutze in 2020, das steht noch in den Sternen….
Und da ich durch die Verlauferei nicht wirklich eine brauchbare GPX Datei anbieten kann, hier meine Aktivität auf Strava:
Epilog: Am nächsten Tag lief ich meinen Halbmarathon wie geplant in recht guter Zeit mit guter Platzierung und vor allem: mit perfekten Markierungen und vielen Streckenposten ?
Jahn von Fitvolution
Hi Martina,
Du hast hier ja wirklich schon einige ausgefallene Läufe vorgestellt, da sind wirklich interessante Berichte dabei.
Schön, dass Du auch mal die Gelegenheit genutzt hast, ein Event vor der Haustür mitzunehmen. Das sind bei mir dann doch meist die häufigeren.
Den Heimvorteil hast Du hier ja scheinbar auch sehr gut nutzen können. 🙂
Die Tatsache, dass Du direkt am Tag darauf einen Halbmarathon (und dann auch noch auf Platzierung) läufst finde ich allerdings doch etwas verrückt! Chapeau!
Liebe Grüße
Jahn
Martina
Hallo Jahn,
danke! Ja, ich geb zu, das war schon etwas verrückt, aber ich hatte ja auch verrücktes vor 🙂 Die Laufberichte fehlen noch, hab im August noch viel verrücktere Sachen gemacht. Nun hab ich wieder etwas mehr Zeit, nach all den Läufen ein paar Berichte zu schreiben, die sind demnächst online. 🙂
LG Martina