Der Thur-Trail, ein wunderschöner und gut laufbarer Trail in den südlichen Vogesen, im Thurtal bei Mitzach. Beim Thur-Trail gibt es neben der 51 km Langdistanz 3 weitere Distanzen zur Auswahl, nämlich die Trails „Le Rossberg“ mit 28 km / 1090 Hm, La Mitzachoise mit 15 km / 590 Hm und die Einsteigerstrecke Le Sentier „M“ mit 7 km und 190 Hm. Ich hatte mir die 51-km-Strecke „les 3 Vallons“ (die 3 Täler) mit 2300 Hm ausgesucht.
Der Thur-Trail war so eine ganz spontane Entscheidung, denn ursprünglich wollte ich wie in den letzten Jahren eine Woche zuvor bei der Challenge des Seigneurs in Niederbronn starten, was mir aber nach meinem harten Trainingslager auf Mallorca doch zu heftig war. Ein paar Freunde vom Hartfüßlertrail wollten den Thur-Trail laufen, und so plante ich kurzfristig um – zumal die 51 km Distanz in diesem Jahr zum ersten Mal ausgetragen wurde. Außerdem mag ich die Gegend rund um Thann, Masevaux, den Grand Ballon und den Ballon d’Alsace ohnehin sehr gerne.
Der Trail startet im kleinen Örtchen Mitzach, 11 km von Thann entfernt. Für mich sind das fast 3 Stunden Autofahrt, deshalb suchte ich mir anders als meine Freunde, die morgens anreisten, ein kleines Hotel im Nachbarörtchen Saint-Amarin, dem Hauptort des Tals.
Bei der Startnummernabholung gab es die erste kleine Überraschung: der Start- und Zielbereich des Laufs, an der Festhalle von Mitzach, lag direkt neben einem Friedhof – und beim Zieleinlauf läuft man auch direkt darauf zu! Das fand ich sehr kurios und ich hatte auch noch nie einen Zieleinlauf am Friedhof, hoffte aber doch „lebendig“ im Ziel anzukommen und es auch zu bleiben 🙂
Ich hatte mich bereits auf einen langen Marsch zum Start eingestellt, da auf der Website des Veranstalters zwei etwa 1 km entfernte Parkplätze angegeben waren und es hieß, der Ort wäre in der Früh gesperrt, doch zum Glück konnte man recht komfortabel direkt beim Start-Zielbereich auf einer Wiese parken.
Der Start war um 7 Uhr morgens an einem 1°C kalten Aprilmorgen, doch zum Glück wird einem beim schnell warm nach dem Start, da es gleich kontinuierlich hoch geht. Der Start liegt auf 400 m Höhe, und nach einem kleinen Downhill durch das Örtchen ging es gleich zum ersten steilen Anstieg. Immer wieder wechselten kleinere Flachpassagen mit steilen Anstiegen ab mit schönen Ausblicken auf die tolle Landschaft.
Nach etwa einer Stunde hatte ich den ersten VP an der Auberge du Belacker erreicht und die kleinen Trails und die Landschaft drumrum wurden zunehmend weißer und schneebedeckter, was auch zur frostigen Temperatur von bis zu -5 °C auf den Höhen passte. Wir durchquerten schöne schneebedeckte Landschaften und blieben dabei immer auf dem Höhenweg, bis wir unseren höchsten Punkt des Laufes, den 1191 m hohen Rossberg erreichten. Dabei kam sogar zwischendurch die Sonne raus! Danach ging es erstmal nur bergab, und bei km 18 kamen wir zum zweiten Mal am VP an der Auberge du Belacker vorbei.
Die ersten 19km der Strecke sind übrigens identisch mit dem Trail du Rossberg, und der schnellste Läufer des Rossbergtrails, der 2 Stunden später als wir gestartet war, kam auch just in dem Moment dort vorbei. Nach dem VP ging es jetzt erstmal nur bergab, und ich konnte es nochmal so richtig schön rollen lassen. Überhaupt waren die Downhills durchweg gut laufbar, nicht zu technisch, mit wenig Wurzeln oder Steinen, perfekt zum Gas geben!
Nun folgte eine Flachpassage auf einem schmalen Trail einen kleinen Höhenweg entlang, die mir sehr bekannt vorkam. Ich fragte mich, ob das die Stelle war, die mir damals beim Mara-Trail du Ballon d’Alsace schon so gut gefallen hatte. Und tatsächlich: meine spätere Auswertung auf Strava ergab, dass ich hier beim Mara-Trail unterwegs war (Col de Rimbach).
Laut Streckenplan ging es jetzt erstmal nur bergab, allerdings mit einem recht moderaten Gefälle, so dass es einem eigentlich fast flach vorkam. Ein umgekehrtes „Faux Plat“ sozusagen. Aber immerhin bis auf 800 m ging es runter, und wir mussten ja auch wieder hoch zum nächsten VP, der Ferme Auberge du Gazon Vert auf 950 m, von wo aus man einen traumhaften Ausblick hatte. Da war der steile Anstieg bis dorthin wirklich seine Mühe wert! 28 km waren nun geschafft, und 40 Minuten zum Cutoff waren auch rausgelaufen. Na also, geht doch!
Ich drückte noch einmal aufs Gas, denn bis auf ein paar kleine, aber dennoch recht böse Zacken ging es nun kontinuierlich runter bis auf 590 m im zweiten Tälchen des Trail du 3 Vallons, nämlich dem Vallon de Storckensohn (das erste ist der Vallon du Mitzach).
Ein weiteres kleines, aber nicht zu unterschätzendes Hügelchen folgte, mit einem schönen, gut laufbaren und schnellen Downhill zum 4. VP im 3. Tal, dem Vallon de Mollau bei km 40. Kurz stärken, denn der nächste Anstieg hatte es echt in sich! 350 Höhenmeter auf 3 km versprachen recht steil zu werden, und so war es auch. Steile, schier endlos erscheinende Serpentinen schlängelten sich hoch zum letzten Anstieg, vorbei am Col de Rimbach (940 m), den wir bereits bei km 19 von der anderen Seite aus gelaufen waren.
Endlich war der höchste Punkt auf 1000 m und damit die Marathondistanz erreicht. Eine kleine Extra Wasserstelle erwartete uns und es fielen sogar wieder einige Schneeflocken! Laut Höhenprofil bei Openrunner sollte es jetzt eigentlich nur noch bergab gehen. Das stimmte zwar für den allgemeinen Trend, aber in der Realität wechselten sich Flachpassagen mit kleinen Anstiegen und Downhills ab.
Erst ab km 48 ging es dann wirklich kontinuierlich runter. Endlich wieder Gas geben auf dem schönen gut laufbaren Downhill!
Angekommen in Mitzach freute ich mich schon auf den Zieldownhill, doch ein kleiner wirklich böser Zacken tauchte plötzlich vor uns auf. Der war auf dem Höhenprofil gar nicht richtig zu erkennen gewesen. Zwar nur 20 Höhenmeter, aber die taten nochmal richtig weh! Vor allem, wenn man keinen Anstieg mehr erwartet!
Danach ging es aber endlich, endlich zum Zieleinlauf in Richtung Friedhof. Ich konnte aber rechtzeitig bremsen und blieb dort nicht liegen? und erreichte so mein Ziel nach 7:24 h.
Im Vergleich dazu: Siegerzeit (4:18:57, Gael Raguet) bzw. bei den Frauen 5:05:08 (Simone Schwarz). 150 Finisher gab es auf der Strecke, und es wurden allgemein recht schnelle Zeiten gelaufen.
Einigen war die Strecke vielleicht nicht technisch genug, doch für mich war es nach so vielen technischen Kilometern auf Mallorca mal wieder eine Wohltat, richtig Gas geben zu können, ohne zu sehr auf die Strecke aufpassen zu müssen!
Kleiner Wermutstropfen am Schluss: es gab keine Duschen, aber immerhin durfte ich die Toilettenräumlichkeiten der naheliegenden Schule benutzen, um mich im Warmen umzuziehen und wieder reisefertig zu machen ?.