Es zieht einen ja immer wieder zum „Tatort“ zurück und dieses Jahr bin ich wirklich Wiederholungstäter: Nach Ultra Mallorca (zwar auf der längeren Strecke) und 58 km Hartfüßlertrail war ich letztes Wochenende wieder beim Trail des Marcaires in den Vogesen unterwegs.
Und auch dieses Mal sollte sich beim Lauf und drumherum einiges wiederholen… 🙂
Hurra! Endlich wieder in meinen geliebten Vogesen! Das erste Mal für 2015 – ich freute mich schon riesig auf dieses Pfingstwochenende im schönen Münstertal. Schöne, anspruchsvolle Vogesentrails als Vorbereitung auf die 80 km du Mont-Blanc, nette Leute wiedersehen – und vielleicht auch meine Zeit vom letzten Jahr ein wenig verbessern (wenn auch ein wenig schwierig nach den harten Läufen im Vorfeld).
Mein Hotel vom letzten Jahr war leider schon voll, so entschied ich mich für ein kleines Gästehaus im Nachbarort. Umso besser, dachte ich mir, dann kriege ich vielleicht ein bisschen mehr Schlaf – letztes Jahr gestaltete sich das Einschlafen sehr schwierig aufgrund lärmender Kinder, die Teil einer Gästegesellschaft des Hotel-Restaurants waren und bis nachts um 1:30 lautstark auf dem Parkplatz spielten.
Dieses Jahr gab es dann zwar keine Kinder, aber dafür Schafe, die anscheinend ihre kleine nächtliche Feier abhielten – Schäfchenzählen mit Ton sozusagen…hätten die Tierchen Namen, hätte ich sie am nächsten Tag vermutlich alle einzeln an ihrer Tonlage erkannt. Irgendwie schlief ich dann doch mal ein, wurde immer mal wieder wach wie so oft vor Wettkämpfen – auch aus Angst, zu verschlafen – aber letztlich halfen mir meine (2!) Wecker und mein traillaufender Zimmernachbar, den ich in dem hellhörigen Hotel kaum überhören konnte.
Am Start freute ich mich, wieder ein paar bekannte Gesichter zu treffen und pünktlich um 7:30 ging es los. Dieses Jahr wurden zum Glück die 31km später gestartet und der Stau bei km 3, den es 2014 gab, war dieses Jahr deutlich weniger.
MEIN Berg – der Hohneck 😉 wollte mich dieses Jahr auch nicht wirklich schnell hochlassen. Irgendwie steckten mir doch der schnelle 58km Hartfüsslertrail und der 112km Mallorca Ultra mehr in den Beinen, als ich gedacht hätte morgens am Start. Dazu kamen noch die Nachwehen des nächtlichen akustischen Schäfchenzählens….jedenfalls wurde ich permanent überholt und so langsam kam doch ein wenig Frust auf. Das wurde auch nicht besser, als ich 11 Minuten über Plan erst auf dem Gipfel kam und in der Folge waren schwere Beine und ein Anflug von Demotivation meine Begleiter.
Lange sollte dies aber doch nicht anhalten, denn bei km 23 traf ich an der Verpflegung Eddy, einen der Veranstalter des Ultra-Trail du Haut-Koenigsbourg wieder, der sich für meinen tollen Bericht zum UTHK bedankte und ich konnte mich auch wieder etwas erholen und ein wenig neue Motivation schöpfen. Jetzt noch ein wenig Wellblechprofil, und bald (okay…9km später bei km 32) folgte ein Downhill, der mir letztes Jahr als „belle descente“ beschrieben wurde und auf den ich mich schon besonders freute. Dank Downhill Training auf Mallorca konnte ich hier dann richtig Gas geben und damit kamen auch die Freude und der Spaß zurück! Immer noch etwas langsamer in der Zwischenzeit als 2014, war meine Motivation wieder da und ab jetzt ging es aufwärts!
Auch wortwörtlich gesehen: denn von 770 m mussten wir ja irgendwie wieder hoch auf 1200 m – 500 Hm auf 7 km – zum Glück der letzte Anstieg! Hier überholten mich zwar nochmal ein paar schnelle Uphiller – aber ich wusste, bald geht’s nur noch runter – der finale Downhill gehört mir! Vorausgesetzt, das Knie macht das mit – letztes Jahr hatte es mich ja böse im Stich gelassen! (Übrigens eine tolle Gelegenheit, bei so einem Event neue Leute kennenzulernen: die eine ist stark bergauf, die andere bergab – so begegnet man sich auf den langen Strecken immer und immer wieder – so habe ich einige tolle Trail-Bekanntschaften gemacht!)
Hurra! Diesmal hielt das Knie – und wie! Kaum ging es runter, ließ ich es rollen – in einem Affenzahn raste ich den schmalen Trail runter und die Läufer vor mir sprangen verdutzt zur Seite. Auch auf der folgenden steinigen Schotterpiste gab ich richtig Gas – Mallorca sei Dank machten mir die Steine jetzt gar nix mehr aus! Was für ein geiles Gefühl, auf einer Piste ähnlich dem Abstieg von Lluc nach Pollença runterzurollen (was mir dort ja leider aufgrund geschundener Füße versagt geblieben war)!
Ein wenig gebremst wurde ich durch einen reißenden Schmerz in meiner Ferse – es fühlte sich so an, als wäre hier gerade eine Blase aufgerissen und ich würde auf rohem Fleisch laufen – aber egal, sch… drauf, verarzten kann ich mich nachher, sind ja bloß noch 2 km! Dachte ich, denn letztes Jahr zeigte meine Garmin ja bloß 50 km an statt 52… Dem war diesmal zwar nicht so, aber das tat meinem fulminanten Downhill auch keinen Abbruch. Kurz vorm Ziel noch eine Überraschung: ich traf einige Bekannte vom UTHK wieder, die mich anfeuerten und ein tolles Kurz-vor-Ziel-Foto schossen, klasse!
So erreichte ich das Ziel mit 7h50 5 Minuten schneller als letztes Jahr – zwar weit über meiner angepeilten Zielzeit von 7h30 – aber überglücklich 🙂 Im Ziel wurde ich dann auch von nach mir einlaufenden Läufern auf meinen rasanten Downhill angesprochen – der hatte wohl sehr für Aufsehen gesorgt 🙂
Alles im allem eine gelungene Veranstaltung, bei der ich wieder gemerkt habe, was eigentlich das Traillaufen ausmacht: tolle Landschaften genießen, nette Leute kennenlernen und einfach Spaß am Laufen haben – manchmal vergisst man das einfach in der Jagd auf neue Bestzeiten, wobei das auch schon Laune macht 😉
Viel Spaß also und eine tolle Vorbereitung für die 80 km du Mont-Blanc – schließlich gibt es im Saarland keine solchen Anstiege – 20x die Halde hochrennen ist eben nicht das gleiche wie der Anstieg auf den Hohneck 😉 Allerdings werde ich das Rennen wesentlich erholter angehen, meine Beine haben eine deutliche Sprache gesprochen…
Wer nicht bis nächstes Jahr warten will, dem sei die Veranstaltung Les Crêtes Vosgiennes Ende August empfohlen, ein auch recht technischer Trail über den Höhenweg mit 33 km und 1000 m D+ !