Der Trail des Marcaires ist meiner Meinung nach eine super Vorbereitung auf die Trails in den Alpen. Die Strecke ist teilweise gut laufbar, es gibt aber auch knackige Ansteige, schnelle Downhills und sehr technische Passagen. Für mich ist die 52 km Strecke als Generalprobe für den 80 km du Mont-Blanc Ende Juni gedacht, für Robert die 32 km Défi de Muhlbach als Generalprobe für den Marathon du Mont-Blanc.
Wir waren bereits am Vortag angereist, und bei der Startnummernabholung hatten wir die Gelegenheit, die Zielankunft der 12km Läufer zu beobachten, die als kleine Neuerung in diesem Jahr bereits samstags gestartet waren. Viele der ersten Läufer, die ins Ziel kamen, sahen irgendwie mitgenommen aus – war selbst die kurze Strecke etwa so hart? 12 km mit 550 Hm sind nicht ohne, keine Frage…
Die langen Strecken waren ja bereits im Vorjahr stark verschärft worden, und so war ich denn gespannt, was dieses Jahr für eine Überraschung auf mich warten sollte.
Beim Start am nächsten Morgen gab es beim Briefing auch eine kurze Ansage, dass zu Beginn eine kleine Streckenänderung auf uns wartete – „une petite surprise“ – eine „kleine Überraschung“ …hm…
Meine Strategie war auch diesmal, die ersten mehr oder weniger flachen 2,5 km vom Start weg etwas zügiger zu laufen, um nicht zu lange im obligatorischen Stau am ersten Engpass stehen zu müssen. So ganz gelang mir das zwar nicht, aber der Stau löste sich zum Glück bald wieder auf und ab ging es ins Vallée de la Wormsa, ins Wormsa-Tal – über einen zusätzlichen Anstieg, den es im Vorjahr noch nicht gab.
Das Wormsa-Tal ist ein wunderschönes Tal am Fuße des Hohneck, das durch die Arbeit eines Gletschers im Quartär entstanden war. Ein echtes Paradies für Trailrunner! Nach einem kurzen Anstieg über breite Wege muss man Felsen und Geröll überqueren. Die waren durch die Regenfälle der letzten Tage besonders nass und rutschig, so dass ich mich hier eher vorsichtig weiterbewegte. Besondere Vorsicht war auch angesagt bei den zahlreichen Holzbrücken, denn nichts ist rutschiger als nasses Holz und ich habe bisher noch keinen Schuh gefunden, der damit klarkommt.
Besondere Höhepunkte auf dieser Route waren wieder der Lac du Fischboedle, der im 19. Jahrhundert als Forellenzucht diente und der Lac du Schiessrothried, der auch aus einem Gletscher entstanden war. Dort erwartete uns ein kleines Blaskonzert einer Gruppe von Alphornbläsern. Wie schön – nun hatte ich doch die Gelegenheit, die mal zu filmen, nachdem dieses Jahr beim Petit Ballon ja keine vor Ort waren!
Bald näherten wir uns über einen steilen Anstieg dem ersten Verpflegungspunkt an der Ferme-Auberge du Schiessroth. Hier stellte ich mit Erschrecken fest, dass der Akku meiner Action Cam schon ziemlich verbraucht war – nur noch ein Balken! War sie etwa nicht richtig geladen? Auf jeden Fall musste ich mir die Filmerei nun gut einteilen, um Akku zu sparen…
Der steile Anstieg zum Petit Hohneck unterhalb des Skilifts musste allerdings festgehalten werden! Dieser Anstieg kostete viele Körner, zum Glück war es hier dieses Jahr nicht so windig wie letztes Jahr!
Auch den Anstieg zum Hohneck selber sowie die traumhaften Ausblicke und den Weg über den Sentier des Névés musste ich festhalten, der Abstieg zum Lac d’Altenweiher (ebenfalls ein Gletschersee), wo sich die Strecken des 32 km und des 54 km Laufs trennten, fiel allerdings meinen Akkusparmaßnahmen zum Opfer. Schade, denn auch dieser Weg ist sehr schön und gleichzeitig sehr technisch – über Steine, Geröll und ausgesetzte Pfade. Im Downhill filmen ist allerdings auch sehr schwierig und ich nutze die Downhills auch lieber zum Gas geben 😉
So setzt das Video also erst beim Anstieg zum Rothenbachkopf wieder ein, in diesem Jahr durch den fehlenden Schnee nicht ganz so spektakulär wie im letzten Jahr, dennoch ein Hingucker. Auf dem Weg zum Gipfel blies ordentlich der ind, was den Anstieg nochmal deutlich verschärfte!
Nach dem 3. VP bei km 37 kam dann ein paar heftige Anstiege und echte Hightlights auf der Strecke.
Ein steiler Anstieg, und dann ein noch steilerer – eine richtige Mauer – wo ich fast auf allen Vieren hoch musste. Denn ich war hier wie auch bei allen meinen Läufen seit der Intégrale ohne Stöcke unterwegs, um meine Speed berghoch zu verbessern.
Danach war es dann aber zum Glück fast geschafft, nur noch ein letzter kleiner Anstieg über den Col de Hilsenfirst und Le Steinmauer (sehr passender Name!), was ich mir filmerisch auch nicht entgehen ließ.
Immerhin ging es jetzt nur noch bergab, und auch wenn mein Knie mittlerweile ein wenig zwickte, konnte ich doch wieder an Fahrt aufnehmen. Glücklicherweise diesmal auch ganz ohne Sturz, so dass ich wohlbehalten nach 8:18 h Laufzeit im Ziel ankam, ganze 22 Minuten schneller als im letzten Jahr!
Robert, der den Défi de Muhlbach nicht ganz sturzfrei gefinisht hatte, erwartete mich bereits im Ziel, wo ich dann nach und nach auch wieder auf einige Bekannte traf – immer schön, bei den Trails auf bekannte Gesichter zu treffen!