Vorletztes Wochenende war es wieder soweit: endlich ging es wieder in meine geliebten Vogesen, zum Trail des Marcaires. Ein Trail mit 52 km und 2.200 m D+, mit einem ganz besonderen Extra für mich: dem Aufstieg auf „meinen“ Berg, den Hohneck. Vom Gipfel des Hohneck, der mit seinen 1363 m der dritthöchste Berg der Vogesen ist, hat man einen traumhaften Blick über das gesamte Vogesen-Massiv bis hin zu den Alpen, wenn das Wetter dann mal passt (was in den Vogesen leider nicht immer so ist). Im August 2013 war ich schon mal dort beim Trail „Les Crêtes Vosgiennes“, konnte damals allerdings aufgrund dichten Nebels das Panorama nicht genießen.
Überhaupt sind die Vogesen bekannt für unberechenbares Wetter und an den Wettkampftagen muss man schon Glück haben, um die Landschaft auch genießen zu können. Dieses Mal jedenfalls war der Wettergott auf meiner Seite und mit guten Wetteraussichten reiste ich dann zusammen mit einer Freundin Samstagnachmittag an. Nachdem wir unsere Startnummern abgeholt hatten, bezogen wir unser Hotelzimmer im Hotel „Perle des Vosges“ im Startort Muhlbach-sur-Munster. Das Hotel hat uns so gut gefallen, dass es auf jeden Fall auf meine Liste der Hotels kommt, die ich gerne wieder besuchen werde. Freunde der elsässischen Küche kommen abends im gut besuchten Hotel-Restaurant auf ihre Kosten. Uns hat es jedoch zu meinem Lieblingsitaliener „Dolce Vita“ in Munster verschlagen. Wann immer ich in der Nähe bin, gehe ich in dem kleinen, gemütlichen Lokal essen und wurde noch nie enttäuscht.
Nach einer relativ kurzen Nacht ging es dann morgens zum Start, der aufgrund der extremen Parkplatzsituation vor Ort von 8:30 auf 8:45 vorschoben werden musste. Der 52 km und der 31 km lange Trail Défi de Muhlbach starteten zusammen, so dass das Läuferfeld anfangs noch recht dicht war. Der erste Stau ließ so auch nicht lange auf sich warten, nach ca. 2,5 km ging erstmal gar nichts mehr. 3 Minuten ging es nur sehr stockend voran, bis wir endlich wieder ins Lauftempo wechseln konnten. Dann gelangten wir ins Wormsatal, das Vallée de la Wormsa, ein wunderschönes Tal am Fuße des Hohneck.
Der Anstieg ließ nicht lange auf sich warten, und über teilweise recht rutschige Felsen und Geröll ging es von nun an nur noch aufwärts, bis wir als ersten See den Lac du Fischboedle (794 m) passierten. Nach einem weiteren Anstieg über schmale Waldwege ging es hoch zum Lac du Schiessrothried (929 m), bis wir endlich die erste Verpflegungsstation an der Ferme-Auberge du Schiessroth erreichten.
Weiter ging es hoch bis zum Gipfel des Hohneck, und diesmal konnte ich dann auch dank der idealen Wetterbedingungen den tollen Ausblick genießen, der sich von dort oben bietet.
Über einen schmalen Pfad, den Sentier des Névés ging es weiter und bald auch wieder in den Wald hinein, wo der erste lange Abstieg wartete. Hinunter ging es wie schon beim Aufstieg über felsige Passagen, durch matschige Waldwege mit riesigen Pfützen und auch einige steile Passagen, wo mir meine Stöcke gute Dienste leisteten.
Nach gut 18 km erreichte ich den Lac du Altenweiher, wo sich die Wege der 52 und 31 km Läufer trennten. Das Zeitlimit, um diesen Punkt zu erreichen, lag bei 3 Stunden, sonst wurde man auf die 31 km Strecke umgeleitet und dort auch gewertet. Glück gehabt – ich erreichte diese Stelle in 2:50, das erste Stück war doch sehr schwer, die Beine noch müde vom Hartfüssler Trail zwei Wochen vorher und der wenige Schlaf machte sich schließlich auch bemerkbar.
Ab jetzt wurde es auch einsamer auf der Strecke, da die 31 km Läufer nun fehlten. Ein kleiner Anstieg im Wald, ein kleiner Abstieg und wieder ein längerer Anstieg zum Steinwasen, der seinem Namen alle Ehre macht: ziemlich steinige Passagen gab es hier zu meistern, bis endlich die zweite Verpflegungsstelle erreicht war. Die freundlichen Helfer dort beschrieben den weiteren Verlauf des Weges bis zur nächsten Verpflegungsstelle: erst noch mal ein wenig hoch zum Col du Hahnenbrunnen, dann folge bald ein schöner Abstieg, „une belle descente“. Trails in Frankreich sind bekanntlich nicht ohne, und so vermutete ich auch gleich eine nette Schweinerei dahinter… 😉
Und richtig: meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn beim Col d’Oberlauchen ging es dann auch schon sehr sehr steil nach unten, mit Gefälle bis zu 30%. Auch hier leisteten mir meine Stöcke wieder gute Dienste, aber obwohl ich schon häufiger steiles Bergablaufen trainiert hatte, kam ich hier auch wieder nur sehr langsam voran. Unten angelangt, kam auch schon die nächste Verpflegungsstelle bei der Auberge du Raedlé, wo die zweite Zeitschranke war. Hier hatte ich unterwegs wieder etwas aufholen können, denn ich hatte wieder 30 Minuten Luft bis zum Limit von 5:45 h.
Bei einem Rundkurs darf man wie immer alles, was man runtergelaufen ist auch irgendwann wieder hochlaufen und so auch hier: es ging wieder einige Höhenmeter nach oben bis zum Col du Hilsenfirst auf 1131 m. Von dort aus dann zum 1232 m hohen Le Steinmauer, der auch wieder seinem Namen alle Ehre machte. Hier gab es einige Felsmauern zu überwinden, bis es dann nach der letzten Verpflegungsstelle am Col du Rothenbrunnen nur noch bergab ging.
Bergab laufen fiel mir allerdings dort nicht mehr leicht, die Beine wollten nicht mehr so recht und das Knie machte sich plötzlich auch bemerkbar. Mein Plan, es die letzten paar km bis zum Ziel „einfach nur noch rollen zu lassen“, ging also leider nicht auf, und ich musste an diesem jetzt nicht mehr ganz so anspruchsvollen Abstieg erneut meine Stöcke zu Hilfe nehmen, um meine Beine zu entlasten.
Das Ziel erreichte ich schneller als erwartet, denn als ich bei ca. km 49 war, hieß es: nur noch 900 m – dabei hatte ich noch damit gerechnet, weitere 3 km laufen zu müssen und nun war doch schon das Ziel in Sicht, das ich in 07:55:17 erreichte. So gerne ich auch in den Vogesen laufe- die 3 km habe ich am Ende nicht vermisst 😉
Der nächste Vogesen Trail kommt schon nächsten Sonntag:
der Mara-Trail du Ballon d’Alsace, mit dem ich noch eine Rechnung offen habe!