Auf den Trail d’Orval stieß ich mehr oder weniger aus Zufall: ich wollte im Juni noch eine längere Einheit laufen – solche Distanzen laufe ich einfach nicht gerne allein – und war deshalb noch auf der Suche nach einem nahe gelegenen Trail. Da der Trail d’Orval gerade mal 2 Autostunden von mir entfernt war und ich immer schon mal einen Trail in Belgien laufen wollte, meldete ich mich also kurzfristig an – ein echter Glücksgriff, wie sich noch herausstellen sollte.
Beim Trail d’Orval gibt es verschiedene Strecken zur Auswahl: 53, 38, 28, 19 und 11 km Strecken, wobei die längste Strecke als erste um 9 Uhr und die kürzeste als letzte um 16 Uhr startet.
Ganz entspannt um 9 Uhr morgens ging es los im kleinen belgischen Dörfchen Florenville, in den Ardennen, am Fluss Semois gelegen, den es auch mehrmals zu durchqueren gab. Ich hatte mir vorher die Strecke angeschaut und gesehen, dass die Wasserpassagen eher am Ende der Strecke zu finden waren – deshalb hatte ich auch keine Ersatzsocken eingepackt.
Doch welche Überraschung: nach ein paar kleinen Feld- und Waldpassagen erreichten wir bereits nach knapp 8,5 km das Ufer der Semois: und ein großes Treiben war hier bereits im Gange. Die Passage war recht breit, die Strömung stark genug, dass man sie merken konnte, und im Wasser blieb man oft an irgendwelchen Wasserpflanzen hängen und rutschte auf Steinen aus. Schnell war anders – aber trotzdem ein Riesenspaß. Wer hier lange Beine hatte, war übrigens ganz klar im Vorteil: das Wasser reichte mir fast bis zur Hüfte und ich musste die Beine meiner kurzen Hose hochkrempeln, damit sie nicht nass wurde.
Nach dieser ersten Wasserpassage folgte nach einem kurzen knackigen Anstieg direkt schon die erste Verpflegung, wo ich meine Schuhe erst einmal von kleinen Steinchen und Sand befreite, bevor ich weiterlief. Zum Glück trockneten die Schuhe und die Socken recht schnell, so dass ich mir auch keine Gedanken um Blasen oder ähnliches machen musste – meine Schuhwahl war also goldrichtig gewesen 🙂
Die nächsten Kilometer verliefen recht ruppig, mit einigen knackigen Anstiegen – am meisten zu schaffen machte mir der an einem Campingplatz, wo einem beim Steigen der Geruch von Fritten in die Nase stieg – beim Laufen und auch sonst nicht so ganz meine Baustelle… 😉
Landschaftlich war die Strecke einfach schön, und die vielen Waldpassagen kamen mir gerade im warmen Juniwetter sehr entgegen. Zwischendurch gab es dann auch mal eine kurze Zwangspause an einem Bahnübergang – aber das schöne beim Trail ist ja, dass es hier nicht auf Bestzeiten ankommt… 🙂
Bei km 43 hatte ich nach meiner Streckenplanung ursprünglich die erste Flussdurchquerung auf dem Schirm (die ja dann doch schon bei km 8,5 drankam) – tatsächlich ging es hier auch durch den Fluss – oder besser darüber: denn hier konnten wir ganz komfortabel über eine Brücke laufen.
Nach einer wunderschönen und knackigen Waldpassage folgte dann auch die letzte Verpflegungsstelle, die wie schon die anderen viel zu bieten hatte – es gab sogar Crêpes an der Verpflegung, das hatte ich sonst so noch nirgends gesehen… Überhaupt waren die Verpflegungsstellen an der Strecke mit 10-12 km Abstand jeweils sehr gut platziert.
Bei km 48 dann folgte endlich Flussdurchquerung Nummer 2: wesentlich einfacher als Nummer 1, da nicht so breit, kaum Strömung und wenig rutschige Steine und Gestrüpp im Wasser. Deshalb erreichten wir das andere Ufer recht zügig, allerdings nicht, ohne sich schmutzige Füße zu holen: denn hier gab es sehr viel Schlamm, und die Schuhe waren schnell richtig dreckig – zum Schuhe putzen hatte sich die Flusspassage also nicht gelohnt 😉
Am anderen Ufer stießen wir dann auf Läufer der kürzeren Strecken, die später gestartet waren und denen diese Flusspassage erspart geblieben war. Nun war wieder etwas mehr los an der Strecke!
Nach einer kurzen Passage übers Feld folgte dann die letzte Flusspassage: vorm Campingplatz in Florenville, wo sich auch die Duschen für den Lauf befanden. Und diese Flussdurchquerung machte so richtig Spaß, auch wenn das Wasser hier von allen 3 Passagen am tiefsten war und ich trotz Beine-Hochkrempeln nun doch nasse Hosen bekam… aber knapp 1,5 km vor Schluss ist das zum Glück nicht mehr so wild…
Eine kurze Runde über den Campingplatz, wo gerade Superstimmung war dank des Sieges der Belgier bei ihrem ersten Spiel der Fußball-WM 2018. Diese Stimmung färbte auch auf uns Läufer ab, und der letzte Anstieg in Richtung Florenville fiel deshalb viel leichter. Auch in den umliegenden Cafés wurden wir von fußball- und laufbegeisterten Zuschauern johlend empfangen.
Freunde belgischer Bierspezialitäten konnten sich im Ziel übrigens nochmal besonders freuen: denn mit den Startunterlagen gab es einen Gutschein für ein belgisches Bier nach Wahl. Na denn mal Prost! 😉
Bildnachweis: @Sportograf und eigene Aufnahmen