Wie auch schon 2 Jahre zuvor, stand 2016 wieder der Trail du Petit Ballon für mich auf dem Programm. Ich hatte mir ursprünglich das Ziel gesetzt, unter 6 Stunden zu bleiben – nach den Leistungssteigerungen der letzten Jahre schien mir das machbar, zumal ich ja beim letzten Mal so viel Zeit vertrödelt hatte mit Fotografieren und Gegend anschauen.
Doch manchmal läuft es eben nicht immer so nach Plan, und manchmal erlauben die Umstände auch kein perfektes Training. Viel Sitzen wegen Job und Studium und wenig Zeit für sehr lange Läufe mit mehr als 30km, stimmten mich skeptisch, ob ich den Lauf überhaupt schaffen würde. Also revidierte ich mein Zeitziel auf 6,5 – 7 Stunden, es sollte nun also eher ein Trainingslauf werden für die weiteren geplanten Trails. Dennoch: ich freute mich richtig auf diesen Lauf!
Diesmal war ich unter den vielen deutschen Startern übrigens inkognito unterwegs: Bei der Anmeldung gab ich die französische Adresse meines Freundes an, und so kam ich dann auch zu dem französischen Fähnchen auf der Startnummer.
Nach einer unruhigen Nacht war ich ein wenig spät dran an diesem Morgen, und den Überblick in dem ganzen Getümmel hatte ich irgendwie auch nicht. Also ordnete ich mich recht weit hinten im Starterfeld ein, wie ich später merkte.
Der Startschuss fiel und ab ging es in die Weinberge. Beim ersten trailigen Dowhnhill kam es auch mal wieder zum obligatorischen Stau, der sich aber zum Glück gleich wieder auflöste. Bald waren auch die richtigen Berge in Sicht, leider anfangs noch im Nebel. Die ersten Kilometer geht es in einem ständigen Auf und Ab durch die Weinberge, wobei der größte Teil laufbar ist und man nur an manchen Stellen gehen muss wegen hoher Steigungsprozente.
Nach etwa 6 km war dann plötzlich Schluss mit den Weinbergen und es ging ab in den Wald! Schöne, verwinkelte, steile Wurzelpfade führten uns weiter nach oben, auf schmalen Singletrails an Felswänden vorbei, bis bei km 10 der erste VP in Schauenberg erreicht war. Natürlich wieder mit musikalischer Begleitung der Alphörner (oder wie immer diese Instrumente auch heißen), wie schon beim letzten Mal.
Diesen ersten Teil der Strecke hatten wir mit den Läufern der 27 km Strecke gemeinsam – und mein Ziel war es, schnell genug zu sein, um möglichst von keinem der 27km Läufer überholt zu werden – leider ohne Erfolg: kurz vor dem Gabelungspunkt in Osenbach überholten mich gleich 7 der schnellen Läufer. Das war mir 2014 nicht passiert! „Man, was bin ich heute langsam!“ ging es mir durch den Kopf. Umso glücklicher war ich, als der Punkt endlich erreicht war, an dem die Mittelstreckler wieder den Rückweg antraten und wir Ultras zu unserer Schleife über den Petit Ballon ansetzten. Noch dazu kam jetzt auch die Sonne raus!
Die wunderschönen steilen Trails im Wald nach km 20 liefen wir bei bestem Frühlingswetter hoch, und ich stellte fest, dass mir die steilen Rampen auch gar nicht mehr so schlimm vorkamen wie noch 2 Jahre zuvor. Trotzdem war ich auf diesem Stück ungefähr genauso schnell wie damals. Schwer fielen mir diesmal die langen flachen Passagen dazwischen, das hatte ich in letzter Zeit nur unzureichend trainiert. So auch die 3 km Flachpassage zur VP Boenlesgrab, an der ich mich diesmal allerdings nicht so lange aufhielt. 😉 Hier auf 900m war auch der erste Schnee in Sicht, und man konnte den schneebedeckten Gipfel des Petit Ballon hinter den Bäumen entdecken. Hier warf ich dann auch meinen Vorsatz vom letzten Mal, keine Fotos auf Trails zu machen, über Bord – denn was ist ein Trailblog ohne Bilder? 🙂 Außerdem war ich diesmal eh nicht auf Bestzeit aus.
Und weiter ging es steil hoch zum Gipfel über die Südseite, hier hielt sich der Schnee noch in Grenzen, dafür war es aber ein wenig matschig.
Nach 4,5 Stunden (die schnellsten Läufer waren da bereits im Ziel) erreichte ich dann den Gipfel mit der Vièrge ganz im Schnee! Da musste natürlich wieder ein Bild her! Ich bat einen deutschen Läufer, ein Foto von mir zu machen und im Gegenzug machte ich dann eines von ihm mit seinem Hund. Er war ganz verwundert über mein perfektes Deutsch, denn mit meiner Startnummer hatte er mich für eine Französin gehalten. Ich klärte das Geheimnis meines Sprachtalentes auf und machte mich an den Abstieg.
Was für eine Rutschpartie! An der Nordseite lag noch viel mehr Schnee, und einige Stellen waren extrem rutschig oder sogar vereist. Ein richtig schneller Abstieg wurde es deshalb nicht, und so freute ich mich, als der Schnee zu Ende war – und rutschte erstmal im Matsch aus! Zum Glück aber nicht weiter tragisch, und der folgende Downhill auf Waldautobahn war wieder viel besser laufbar – plus roulant, wie der Franzose sagen würde.
Allerdings merkte ich hier dann doch, dass die 30 km Distanz überschritten war: die Beine, die das lange Laufen nicht mehr gewohnt waren, wurden zunehmend schwerer. Irgendwie hatte ich im Kopf, dass der Cutoff in Osenbach um 15:00 sein sollte – doch ein Blick auf die Rückseite meiner Startnummer beruhigte mich: 16:00! Gottseidank! Um 14:45 traf ich dort ein.
Ab jetzt ging es wieder zurück auf dem Weg, den Stunden zuvor bereits die 27km-Läufer genommen hatten. Nun kam der für mich öde Teil der Strecke: Gefühlte 100 km auf einer komplett flachen, anfangs asphaltierten Strecke, die ich laufend und gehend im Wechsel zurücklegte. Nach 4 km dann endlich der letzte Anstieg, und ab durch die Weinberge! Auch die Downhills klappten jetzt nicht mehr so gut, und ich war froh, in ein paar km wieder im Ziel zu sein!
Endlich geschafft! Kurz vorm Ziel traf ich noch auf Véronique, die ich letztes Jahr beim Trail des Marcaires kennengelernt hatte und dann auch schon ab über den roten Teppich ins Ziel! Selbst für die hinteren Plätze gab es immer noch genügend Zuschauer!
Die Siegerehrung hatte ich zwar leider verpasst und mit 7:11 Stunden mein Zeitziel auch weit verfehlt – aber ich war glücklich, nach so langer Ultra-Abstinenz überhaupt ins Ziel gekommen zu sein!
Nächstes Mal wird’s besser und eine Wiederholung steht dann an, wenn ich wieder richtig in Form bin, dann mit besserem Ergebnis! 2017 werde ich allerdings erstmal wohl wieder neue Trails entdecken! Mein Freund Robert kam auf den 27 km übrigens in einer Superzeit ins Ziel, da hatte mein Trainingsplan also funktioniert 🙂
Diesmal auch mit GPX-Datei 🙂