Trail des Passerelles du Monteynard 2018 - Passerelle de l'Ébron

Trail des Passerelles du Monteynard 2018 – über Hängebrücken musst Du gehen

Der Trail des Passerelles des Monteynard stand schon seit einiger Zeit auf meiner Laufwunschliste: die vielen tollen Bilder dieser wunderschönen Landschaft hatten es mir angetan: leuchtend blaues Wasser, die imposanten Zacken des Vercors Massivs,…. wären da nicht die Hängebrücken und meine Höhenangst gewesen. Doch nachdem ich letztes Jahr die Angst vor Hängebrücken mehrfach (z.B. beim HuBuT oder beim Ötztal Gletscher Marathon) erfolgreich gemeistert hatte, war ich nun angefixt und wollte den Lauf endlich in Angriff nehmen.

Terminlich passte der Lauf gut in meine Planung, denn zu dem Zeitpunkt waren wir eh in Trainings-Urlaub in Alpe d’Huez, wo Robert sein Radrennen La Marmotte hatte. Eine Autostunde Fahrt bis jeweils zum Start-/ Zielbereich des Laufs von unserem Aufenthaltsort aus – perfekt!

Zwei Tage vorher machte ich mit Robert noch eine kleine Streckenbegehung, um mich mit den Hängebrücken vertraut zu machen. Wir starteten am Parkplatz Les Vignes in Treffort und liefen von dort aus beide Brücken an, insgesamt 14 km – kleine Streckenempfehlung für alle, die gerade in der Gegend sind, denn der Weg führt über viele Pfade an tollen Aussichtspunkten durch eine wunderschöne Landschaft.  Den GPS-Track kannst Du Dir hier downloaden.

Trail des Passerelles du Monteynard – Steckbrief

Trail des Passerelles du Monteynard – das ist ein Trailevent rund um den Lac du Monteynard, einem Stausee, der von den beiden Canyons Drac und Ébron begrenzt wird, über die jeweils eine Hängebrücke führt. Etwa 30 Minuten Autofahrt von Grenoble gelegen, in der Region La Matheysine, einer Hochebene, die von den Gebirgszügen Le Taillefer und le Vercors umgeben ist.

Das Trailevent geht über eine ganze Woche mit 10 verschiedenen Distanzen, wobei die Hauptdistanzen, die über die Hängebrücken führen, am letzten Wochenende gelaufen werden: samstags die kürzeren und die Walking-Distanzen, sonntags der 65 km Ultra und der Marathon (40 km). Start und Ziel dieser Läufe ist in Treffort, der 65 km Trail startet in La Mure mit Ziel in Treffort.

Highlights der 65 km Strecke sind neben den beiden Hängebrücken Passerelle du Drac und Passerelle de l’Ébron die Pierre Percée, ein 3 m hohes Felsentor, la Mine Image, ein Museum in einer alten Anthrazit-Mine. Höchster Punkt der Strecke ist der Sénépy, ein Berg mit 1769 m Höhe.

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Start in La Mure

Los ging es für mich um 5:30 morgens in La Mure. Vom Veranstalter wird ein Shuttle Bus von Treffort aus organisiert, der um 3:30 Uhr startet. Ich empfehle, etwas früher am Start zu sein, denn bei nur 3 Dixi-Klos für über 800 Starter kann es schon mal etwas dauern. Wer vorhat, schneller zu laufen, sollte sich möglichst vorne einreihen, denn sonst sind Staus auf den ersten 5 km vorprogrammiert.

Leider war ich ein wenig spät dran, so dass ich mich recht weit hinten in die Startaufstellung begeben musste. Vorm Start gab es eine tolle Lasershow des Hauptsponsors EDF (französischer Stromkonzern und Betreiber des Stausees), bei der die Highlights der Strecke, das Höhenprofil und natürlich die Sponsoren ? auf die Fassade des Rathauses von La Mure projiziert wurden. Die Stimmung am Start ist trotz der frühen Morgenstunde fantastisch.

Vom Start weg läuft man eine kleine etwa 1 km lange Schleife durch die Stadt, wobei es dann bald in den ersten Anstieg – und den ersten Stau – geht.

Nach den ersten 5 km löste sich der Stau aber auf, und auch der hintere Teil des Feldes kann endlich (!) laufen ?. In den kleinen Dörfchen rund um die Strecke waren so früh am Morgen schon die Dorfbewohner auf den Beinen und begrüßten uns freundlich mit „Bienvenus chez nous“ („Willkommen bei uns“).

Les Signaraux – Pierre Percée

Nach etwa 10 km erreichten wir den ersten VP in Les Signaraux, überhaupt lagen die durchweg gut sortierten VPs auf dieser Strecke immer nur max 9-10 km auseinander, was für einen Trail dieser Länge schon außergewöhnlich ist.

Nach einem langen, gut laufbaren Downhill machten wir uns auf den Weg zum ersten Highlight der Strecke, der Pierre Percée, einem 3m hohen Felsentor auf 1200 m Höhe. Doch zwischendurch sah das Wetter gar nicht gut aus: der Himmel wurde schwarz, es begann zu regnen, zu blitzen und zu donnern. Gewitter in den Bergen finde ich nicht so angenehm, und auch von der schönen Aussicht war dank dicker Wolken nichts zu sehen. Wegen des Gewitters wurde, wie ich später erfuhr, auch der Start des Marathons um eine Stunde nach hinten verlegt.

Als ich die Pierre Percée erreichte, regnete es leider schon etwas heftig, ein starker Wind kam auf und so entschied ich, mich hier nicht lange aufzuhalten und mich direkt an den Abstieg ins Tal zu machen.

Mine Image

Bald war das Örtchen La Motte-d’Aveillans erreicht, wo schon das nächste Highlight wartete: das Bergwerksmuseum La Mine Image in einer alten Anthrazitmine. Stirnlampe brauchte man hier dank guter Beleuchtung zwar nicht, ich schaltete meine Lupine dennoch als zusätzliches Videolicht ein, um im Stollen filmen zu können. Nach einer kurzen Runde durchs Museum wartete dann auch der nächste gut sortierte VP auf uns, wo wir uns für die weitere Strecke stärken konnten.

Über Schienen ging es weiter und endlich hörte auch der Regen auf und beim nächsten Anstieg gab es auch schon die ersten tollen Aussichten aufs Vercors Massiv zu sehen.

Trail des Passerelles du Monteynard 2018

Monteynard La Ville – Stausee

Ab jetzt sollten sich die wunderschönen Ausblicke häufen: vom nächsten VP aus, Monteynard La Ville, wo wir wieder sehr freundlich empfangen wurden, gab es fantastische Ausblicke auf den Stausee und die Berge.

Der nächste steile, aber sehr gut laufbare Downhill endete auf den Gleisen der historischen Eisenbahnlinie „Petit Train de La Mure“. Es lief also witzigerweise nicht nur wie auf Schienen, sondern tatsächlich darauf 🙂 Am nächsten Aussichtspunkt brachten viele dann die Aussicht zum Entgleisen, Fotografieren und Selfies machen.

Les Côtes – Le Sénépi

Der längste Anstieg des Tages wartete auf nun uns: rauf zum 1769 m hohen Sénépy, 1100 Höhenmeter auf 7,5 km.

Davor war mir ursprünglich etwas bange, doch es lief viel besser als erwartet: mein Steigtraining in Alpe d’Huez, bei dem ich viel auf steilen Skipisten trainiert hatte, machte sich bemerkbar – andauernd überholte ich andere Läufer, für mich eher ungewöhnlich. Zu meinem Glück lag fast der komplette Anstieg im Wald, denn mittlerweile war es schon sehr warm geworden, und der Anstieg war zwar steil, aber doch recht gleichmäßig und nicht technisch.

Die Anstrengung wurde auch hier wieder durch geniale Aussichten belohnt: linker Hand auf die imposanten Gipfel der Alpen, rechter Hand auf den Monteynard. Was ich total krass fand: von dort oben hörte man sogar den Ansager im Ziel, denn zu dem Zeitpunkt, als ich oben ankam (etwa 7h), kamen gerade die ersten Läufer der Langdistanz ins Ziel.

Kurz Aussicht genießen, und dann den schönen, zwar steilen, aber gut laufbaren Downhill zu den Alpages du Sénépy, wo wir auf die Marathonläufer stießen, die von Treffort aus eine kleine Schleife gelaufen waren und sich nun mit uns auf den Rückweg machten.

Mayres-Savel und die Passerelle du Drac

In dem kleinen Örtchen Mayres-Savel, kurz vor der ersten Hängebrücke Passerelle du Drac, gab es einen grandiosen Empfang für uns Läufer. Das motivierte gleich nochmal, den Rest der Strecke in Angriff zu nehmen.

Beim Anblick der Hängebrücke (L 220 m B 1,20 m H 45-85 m je nach Wasserstand) überkam mich erst ein leicht flaues Gefühl im Magen, aber als ich auf der Brücke war, fühlte sich das sogar gar nicht mehr so schlimm an. Selbst das Schaukeln machte mir nichts mehr aus. Laufen durften wir laut Reglement der Veranstaltung übrigens nicht über die Brücke, nur gehen war erlaubt. Bei der Masse an Läufern wäre das wohl auch eine zu arge Schaukelei geworden.

Geschafft! Die erste Brücke lag also hinter mir und nun warteten noch 5 km mit einigen Höhenmetern auf mich bis zur nächsten Brücke.

Passerelle de l’Ébron

Der Aufstieg in Richtung Ébron verlief auf einem recht sandigen, steilen Weg, der bei Regen sicherlich sehr matschig wird. Den Weg kannte ich bereits durch die Streckenerkundung, deshalb wusste ich, was mich erwartet – und konnte noch einmal schön Tempo machen.

Nun war auch die Passerelle de l’Ébron erreicht, die mit 180 m Länge etwas kürzer als die erste Brücke ist. Auch hier machte mir das Schaukeln gar nichts mehr aus und ich konnte sogar das tolle Panorama genießen.

Am anderen Ufer wartete der letzte VP auf uns, für einige Läufer war hier, 8 km vor Ziel dann auch schon Schluss, denn es war mittlerweile sehr heiß geworden, so dass nicht wenige kollabierten. Diejenigen, die abbrechen wollten, machten sich dann auf den direkten Rückweg, ca. 5 km flach am Ufer des Sees entlang Richtung Zielbereich.

Trail des Passerelles du Monteynard 2018 - Passerelle de l'Ébron

Die letzten 8 km

Für alle, die weitermachten, gab es allerdings noch ein paar zusätzliche Höhenmeter zu bewältigen, und dieser letzte Anstieg, der eigentlich sogar aus 2 Anstiegen bestand, hatte es richtig in sich. Anfangs ging es noch kurz schattig durch den Wald, doch bald liefen wir auf sandigem, heißem Terrain. Die Sonne brutzelte auf uns herab, und der Sandboden war auch schon kräftig aufgeheizt und sorgte für ordentlich Hitze auch von unten. Immer höher und höher ging es auf dem landschaftlich nicht ganz so spektakulären Streckenabschnitt, der wohl wirklich nur zum Kilometer und Höhenmeter sammeln angelegt war, wie ich vermutete.

Hier hatte ich auch plötzlich das Gefühl, man würde mir den Stecker ziehen: anfangs lief es wirklich super, aber nun war echt die Luft raus. Es war einfach viel zu heiß. Ein Blick in die Gesichter der anderen Läufer verriet mir, dass es nicht nur mir so ging.

Kurze Erholung und toller Blick auf den See beim nächsten Abstieg, doch noch sollte es nicht nach unten gehen, ein weiterer Anstieg wartete auf uns. Oben angekommen, gab es eine zusätzliche Verpflegung bzw. Wasserstelle, die der Veranstalter aufgrund der Hitze eingerichtet hatte. Und selbst hier, 3,5 km  vor Schluss, war für einige Läufer das Rennen im Sanitäterzelt zu Ende.

Ich ging den Rest der Strecke bewusst langsamer an, denn ich wollte nichts riskieren. Lieber langsamer, dafür aber gesund und heil im Ziel ankommen!

Der finale Downhill ging dann auch leichter als erwartet, und ich erreichte das Ziel, den Campingplatz von Treffort, am Rande des Sees in 11:41 Stunden. Trotz des gerade laufenden WM-Endspiels der „Equipe“ waren noch recht viele Zuschauer an der Strecke, die uns auf den letzten Metern anfeuerten.

Im Zielbereich herrschte dafür nicht allzu viel Gedränge an der Verpflegung, denn am Ende des Zielzeltes war eine Leinwand aufgebaut, von der aus man das WM-Finale anschauen konnte ?

Nach so einem langen Lauf freut man sich auf eine ausgiebige Dusche, doch die waren etwas knapp kalkuliert: ein kleiner Duschwagen (mit Kabinen) für Männer und Frauen war etwas zu wenig, so dass sich eine große Schlange davor bildete. Kleiner Kritikpunkt an dem sonst perfekt organisierten Lauf.

Fazit

Ein trotz der vielen Höhenmeter gut laufbarer und sehr abwechslungsreicher Trail mit wunderschönen Aussichten auf den Lac du Monteynard und die Gebirgszüge von Vercors und Taillefer. Perfekt organisiert, viele freundliche Helfer an der Strecke, gut bestückte Verpflegungsstände ca. alle 10 km, hier ist für jeden etwas dabei.

Der letzte Teil der Strecke hinterlässt ein wenig den Eindruck, nur zum Kilometer und Höhenmeter Sammeln angelegt zu sein. Einen direkten Zieleinlauf von der Passerelle de l’Ébron am See vorbei nach Treffort hätte ich als stimmiger empfunden und der hätte an diesem heißen Tag sicherlich einige Läufer mehr finishen lassen.

Einen kleinen Punktabzug gibt es für die Anzahl der Duschen im Ziel und der Toiletten am Start. Ansonsten: ganz klare Empfehlung!

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