In Ribeauvillé, einem kleinen Städtchen in den Vogesen, fanden 2017 die „Courses du Taennchel“ zum 30. Mal statt. Es gab wie immer 3 Strecken zur Auswahl: 11km mit 500D+, 22km mit 1000D+ und die 33km mit 1500D+. Als Vorbereitung für die Läufe am Mont Blanc hatten Martina und ich uns für die 33km entschieden, zumal sie vor 2 Jahren schon mal auf der Strecke und total begeistert war. Der Trail ist weniger technisch als der Défi de Muhlbach beim Trail des Marcaires, aber wegen der vielen kleinen und langen Anstiege im Wechsel dennoch sehr hart.
An diesem Pfingst-Wochenende waren alle Unterkünfte im Umkreis von 70 km ausgebucht und somit mussten wir entgegen unserer sonstigen Vorliebe morgens anreisen. Der frühe Vogel fängt den Wurm – aber im Grunde können wir auf Würmer gut verzichten. Die Startzeit um 9 und die Abholung der Startnummern um 07.30h machten es bei 2 Stunden Anreise aber gerade noch so erträglich. Das Wetter in der Früh war bescheiden und als wir ankamen nieselte es, und von Bergen in der Umgebung konnte man höchstens die Hälfte erkennen.
Man konnte sich für den Lauf im Vorfeld online anmelden und das in Frankreich obligatorische Certifical Medical hochladen, aber in meinem Fall ging das wohl schief und die hatten nichts vorliegen. Irgendwann hatte ich mir angewöhnt, immer so ein aktuelles Certificat in Kopie dabeizuhaben (also immer in der Sporttasche und/oder im Auto liegen lassen) und so konnte ich meinen Lauf noch retten dieses Mal, denn ohne dieses Dokument bekommst Du in Frankreich keine Startnummer. In der Startgebühr inklusive ist auch eine Flasche Crémant und so machten wir uns auf den Rückweg zum Auto mit 2 Flaschen Alkohol in der Hand am frühen Morgen…zur Anregung des Kreislaufs davon zu trinken haben wir dann aber doch bleiben lassen. Laut Wetterbericht sollte es ab 8 Uhr nicht mehr regnen und fast pünktlich auf die Minute stoppte der Nieselregen, der Himmel klarte auf und die Sonne kam zum Vorschein. Mit der Wetterbesserung stieg dann auch gleich die Vorfreude und die Laune war bestens.
Am Start des 33km-Laufs standen wir dann mit rund 170 anderen Trailläufern und freuten uns auf einen anspruchsvollen Trail für die nächsten gut 4 Stunden (Martina hatte 2015 4h30 gebraucht und das hatten wir für dieses Mal auch so etwa angepeilt). Vom Start weg läuft man durch das hübsche Örtchen Ribeauvillé mit einer schicken, kleinen Altstadt. Für Sonntag 9 Uhr war auf den Straßen schon gut was los und die Passanten feuerten eifrig an.
Im Ort steigt es schon leicht an und direkt am Ortsende läuft man auf den ersten schmalen Trail, der einen denn 5km lang bergauf führt. Dieser erste Part ist laufbar, aber man sollte dazu schon im vorderen Teil des Feldes sein.
Nach den rund 5 Kilometern erreicht man die schönen Burgen und wird mit einem tollen Ausblick ins Tal belohnt, bevor es weiter nach oben auf den Taennchel geht.
Heute war ich mal mit der Kamera und dem Filmen an der Reihe, da ich das beim Mont Blanc ja auch im Griff haben will. Eine ausführliche Streckenbeschreibung lasse ich hier daher weg und verweise auf die visuellen Eindrücke im Video 🙂
So viel sei aber gesagt: die Strecke ist traumhaft schön und extrem abwechslungsreich. Man läuft über schmale felsige Trails, steile Downhills über viele Wurzeln, durch Wiesen und sehr schlammige Passagen. Die Landschaft hat teilweise etwas Verwunschenes und die Burgen auf der Strecke machen die Tour zu einem echt tollen Lauf. Martina und ich hatten im Vorfeld ausgemacht, dass jeder sein Tempo läuft, denn es sollte ja für jeden ein gutes Training werden. Am ersten Anstieg war ich dann auch recht weit vorne, denn zügig bergauf ist eher mein Ding. Auf den folgenden Kilometern ging es ganz gut, aber dann kamen diverse Wehwehchen, Müdigkeit und mal wieder der Magen mit Gezicke daher, was mich dann doch alles bremste.
An der zweiten Verpflegung (Col du Haut Ribeauvillé, ca. km17) schloß Martina wieder auf und wir liefen ein Stück gemeinsam.
Nach dem 3. Verpflegungspunkt trennten sich unsere Wege im letzten Anstieg des Tages wieder, da mein Akku mittlerweile wieder einigermaßen lief und bergauf doch besser ging als flach oder runter. Nach diesem Anstieg sollte es nur noch runtergehen und Martina würde mich als schnelle Downhillerin sicher einholen, während ich da in der heutigen Verfassung eher wie eine angeschossene Ente runterwatscheln würde.
Dieser besagte letzte steile Anstieg verläuft auf einem sehr schmalen Trail im Wald. Da es viel geregnet hatte, kamen immer wieder matschige und rutschige Passagen und im Wald stieg noch der Dunst von der vielen Feuchtigkeit auf. Ein traumhafter Singletrail bergauf also, an dessen Ende dann ein breiter Waldweg kam und es endlich runter ging.
Nach einer Hand voll Schritten bergab sah ich dann aber links einen Läufer auf einen schmalen Weg eine steile Rampe mitten in den Wald bergan nehmen und da sah ich dann auch die Markierung. Das war knapp, denn ich wollte eigentlich schon runterlaufen, zumal ich nach dem Anstieg ja auch mit einem Downhill gerechnet hatte. Statt runter ging es also doch noch aufwärts und wieder über einen sehr schmalen, technischen aber gut passierbaren Singletrail. Der Trail lief sehr verwinkelt, ich filmte ein wenig und sah plötzlich unten Martina den Downhill runterbrettern. Hä? Kann doch nicht sein, das ist doch die Waldautobahn von vorhin, auf der man nur ganz kurz bleiben sollte…also rief und brüllte ich was das Zeug hielt, ihren Namen und dass sie hoch muss, nicht runter….vergebens, denn in dem dichten Wald war das da unten kaum zu hören und wohl auch nicht zu orten.
So ein Sch….dachte ich mir. Auf der gesamten Strecke war die Markierung vorbildlich, ein Verlaufen unmöglich und fast schon zu viel des Guten. Viele Punkte/Pfeile mit Sprühfarbe, Flatterbänder, Sperrungen und Streckenposten….bis auf diese eine Stelle im Schlussanstieg. Und die war echt blöd markiert, denn man rechnet da ja schon mit dem Downhill. Ich hoffte dann, dass da doch eine Absperrung käme und Martina wieder umdrehen kann und zwar Zeit verliert, aber wenigstens auf die Originalstrecke zurück kann.
Für mich ging es so noch ein kleines Stück weiter nach oben und erst über schöne Trails nur noch bergab. Irgendwann verlässt man dann den Wald so etwa 2km vor dem Ende und läuft durch die Weinberge hinab nach Ribeauvillé. Wie beim Start war auch im Zielbereich gute Stimmung und man wurde von Passanten und Streckenposten für die letzten Meter noch gepusht.
Nach ziemlich genau 4,5 Stunden war ich dann endlich im Ziel und musste feststellen: ein toller Lauf, sehr anstrengend, aber auf jeden Fall die Anreise wert. Die Strecke ist nicht sehr technisch, aber durch vielen Auf-und Ab eine Herausforderung und härter, als man auf dem Papier vermuten würde.
Für Martina ging das Ganze leider doch nicht gut aus: es kam nicht nur keine Markierung mehr, die einem verriet, dass man falsch war, sondern sogar noch ein Läufer, der sie noch bestärkte, dass da gleich eine Markierung käme. Statt runter ging es dann wieder hoch und irgendwann kam dann eine Markierung des 22km-Laufs. Zwischenzeitlich waren wir schon zu dritt und ein Streckenposten hatte die Irrläufer eingesammelt und keinen Platz mehr für eine weitere Gruppe, die sich an der gleichen Stelle wohl auch verlaufen hatte. Definitiv ein neuralgischer Punkt also und wohl auch keine Ausnahme, wie einer der Begleiter im Auto anmerkte….wenn sich also auch Einheimische und Wiederholungstäter auf der Strecke befinden und dort auch falsch abbiegen, kann man da sicher nachbessern. Zumal wie gesagt der komplette Rest der Strecke fast schon übermarkiert war.